Kehrwoche (2.Tag)
Am 26. Mai schrieb ich: „Ich erfahre Denken als Vorstellen von dem, was ich zu tun vorhabe. Dieses Vorstellen besteht im Projizieren von Bildern, die mir meine Tätigkeit entweder Schritt für Schritt oder als Ablauf zeigen.
Wenn ich beispielsweise das Schreiben dieses Textes betrachte, dann tippe ich die Sätze gleichsam so wie sie mir in den Kopf kommen. Dabei verlasse ich mich auf das Gefühl, das mir sagt, dass ich das so schreiben kann. Sobald ich ein ungutes Gefühl habe, halte ich mit Schreiben inne, um dann das Geschriebene noch einmal zu prüfen oder gegebenenfalls zu korrigieren.
Ich schreibe vor allem aus zwei Gründen. Zumindest sind es jene Gründe, welche mir bewusst sind. Ich schreibe, weil ich Lust dazu habe und weil ich neugierig bin. Soweit ich mich erinnern kann, möchte ich jene Gründe herausfinden, welche uns Menschen veranlassen, wider besseren Wissens zu handeln. Warum tun wir etwas, obgleich wir ganz genau wissen, dass wir das nicht tun dürfen?
Genau genommen entstammt diese mein ganzes Leben bestimmende Leitfrage meiner frühen Kindheit. Ich habe fast nur kriegsbeschädigte Männer erlebt. Mindestens eines der Gliedmaßen fehlte immer. Auf einer Weihnachtsfeier habe ich einen auf seinem Rollstuhl festgebunden, blinden Mann ohne Arme und Beine erlebt. Seine Frau reichte ihm Kaffee und Zigarette, damit er trinken und rauchen konnte. Was mir bis heute nachgeht, ist die Heiterkeit dieses Mannes. Ich habe ihn heimlich beobachtet, wie er fröhlich lachte und seinen Kriegskameraden heitere Geschichten erzählten. Ich berichtete meinem kriegsblinden Vater von meinem traumatischen Erlebnis. Er erklärte mir nur, dass ich ihn nachher zu diesem Kameraden H. führen könne, weil er ihn begrüßen und sich über die „Dominikanerwitwe" informieren wolle…
„Warum tun sich Menschen so etwas Schlimmes an?“ Ich konnte bis heute keine Antwort auf diese Frage erfahren. Auch das Schlimme, das ich immer wieder erlebe, gibt keinerlei Aufschluss.
Aber in mir entwickelte sich im Lauf der Zeit eine Hypothese, die zu verifizieren mir sehr am Herzen liegt. Es geht darum, folgende Behauptung entweder zu beweisen oder zu widerlegen: „Unser Gehirn ist mit einem Virus infiziert, den ich in der Vergangenheit einfach „Hirnvirus“ nannte."
Als Kehraus eines hermeneutischen Zirkel(tanze)s bleibt festzustellen, dass ich im Grunde wie eine Katze um den heißen Brei schleiche, also das Wesentliche nicht klar benenne, mich nicht traue, über das eigentliche Anliegen offen zu reden, mich umständlich ausdrücke, das eigentlich Wichtige verschweige.
Wenn ich beispielsweise das Schreiben dieses Textes betrachte, dann tippe ich die Sätze gleichsam so wie sie mir in den Kopf kommen. Dabei verlasse ich mich auf das Gefühl, das mir sagt, dass ich das so schreiben kann. Sobald ich ein ungutes Gefühl habe, halte ich mit Schreiben inne, um dann das Geschriebene noch einmal zu prüfen oder gegebenenfalls zu korrigieren.
Ich schreibe vor allem aus zwei Gründen. Zumindest sind es jene Gründe, welche mir bewusst sind. Ich schreibe, weil ich Lust dazu habe und weil ich neugierig bin. Soweit ich mich erinnern kann, möchte ich jene Gründe herausfinden, welche uns Menschen veranlassen, wider besseren Wissens zu handeln. Warum tun wir etwas, obgleich wir ganz genau wissen, dass wir das nicht tun dürfen?
Genau genommen entstammt diese mein ganzes Leben bestimmende Leitfrage meiner frühen Kindheit. Ich habe fast nur kriegsbeschädigte Männer erlebt. Mindestens eines der Gliedmaßen fehlte immer. Auf einer Weihnachtsfeier habe ich einen auf seinem Rollstuhl festgebunden, blinden Mann ohne Arme und Beine erlebt. Seine Frau reichte ihm Kaffee und Zigarette, damit er trinken und rauchen konnte. Was mir bis heute nachgeht, ist die Heiterkeit dieses Mannes. Ich habe ihn heimlich beobachtet, wie er fröhlich lachte und seinen Kriegskameraden heitere Geschichten erzählten. Ich berichtete meinem kriegsblinden Vater von meinem traumatischen Erlebnis. Er erklärte mir nur, dass ich ihn nachher zu diesem Kameraden H. führen könne, weil er ihn begrüßen und sich über die „Dominikanerwitwe" informieren wolle…
„Warum tun sich Menschen so etwas Schlimmes an?“ Ich konnte bis heute keine Antwort auf diese Frage erfahren. Auch das Schlimme, das ich immer wieder erlebe, gibt keinerlei Aufschluss.
Aber in mir entwickelte sich im Lauf der Zeit eine Hypothese, die zu verifizieren mir sehr am Herzen liegt. Es geht darum, folgende Behauptung entweder zu beweisen oder zu widerlegen: „Unser Gehirn ist mit einem Virus infiziert, den ich in der Vergangenheit einfach „Hirnvirus“ nannte."
Als Kehraus eines hermeneutischen Zirkel(tanze)s bleibt festzustellen, dass ich im Grunde wie eine Katze um den heißen Brei schleiche, also das Wesentliche nicht klar benenne, mich nicht traue, über das eigentliche Anliegen offen zu reden, mich umständlich ausdrücke, das eigentlich Wichtige verschweige.
wfschmid - 28. Oktober, 04:40
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