Schwarzer Humor von Gevatter Tod
Vor einem Jahr am 18. April 2015 starb Ulrike auf der Palliativstation Haus Luise des St. Vincent Marien-Krankenhauses in Stuttgart. Es war nicht meine erste Begegnung mit dem Tod.
Als Abiturient habe ich einige Monate ehrenamtlich in einem Ordenskrankenhaus in Düsseldorf gearbeitet. Dort bin ich auch den ersten Toten in meinem Leben begegnet, und ich war sehr überrascht, wie mit dem Tod umgegangen wurde. Er hat nichts Schreckliches. Wenn ein Patient dem Tod nahe war, wurde ihm ein Glas Sekt gereicht, weil die Schwestern meinten, dass dadurch das Sterben leichter fällt.
Den humorvollen Herrn Schmitz werde ich nie vergessen. Er ist während des Erzählens eines Witzes gestorben. Der alte Herr Reineke ist auf dem Flur Zigarre rauchend am Fenster stehend gestorben. Während dieser Erinnerungen fällt mir ein, dass ich während meiner Abiturzeit auch nachts am Bett des schwerkranken Heimleiters Herrn Blum im Krankenhaus in Neuss gewacht habe.
Erlebnisse in Düsseldorf sind durchaus insofern mit Stuttgart vergleichbar, als der Tod nichts Erschreckendes an sich hatte. Allerdings spürte ich auf der Stuttgarter Palliativstation sehr deutlich große Scheu von Ärzten, Schwestern und Krankenpflegern, den Tod überhaupt zu erwähnen. Das verführte Ulrike und mich zu wirklich erschreckender Ahnungslosigkeit. Das wiederum forderte den Tod dazu heraus, die ganze Kunst seines schwarzen Humors aufzuführen.
So teilt mir die betreuende Krankenschwester um 10 Uhr mit „Ihre Frau ist jetzt verstorben!“. Vollkommen erschrocken drückte ich Ulrikes Hand, und sie kam wieder zurück. Sie schenkte mir noch fünf Stunden Leben. Ich war mit ihr allein, als sie 15:05 Uhr starb.
Zum Todeszeitpunkt war ich völlig hilflos, weil ich nicht in der Lage war, zu erkennen, ob sie tot war oder noch lebte. Es dauerte lange, bis jemand kam. Und auch der Krankenpfleger und die Krankenschwester wollten sich nach dem Vorfall am Vormittag nicht festlegen, bis Ulrikes Hände kalt wurden. Ich werfe mir immer noch vor, dass ich panisch das Sterbezimmer und geschockt fluchtartig das Krankenhaus verließ. Verstehen kann ich das nicht und schäme mich.
Der Schock wurde ausgelöst, weil wir beide letztlich überhaupt nicht auf den Tod vorbereitet waren; er kam für uns unverständlicherweise einfach zu unversehens, der Tod
wfschmid - 24. April, 04:29
2 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks