Totzeit
Von ihrem Ursprung her erscheint die Welt des Seins als möglich möglich => wirklich möglich => möglich wirklich => wirklich. Zugleich erweist sich diese Entwicklung als Trieb => Bedürfnis => Emotion => Motivation. Sein der Vernunft beinhaltet demnach zugleich Werden der Natur.
Vernunft repräsentiert gleichsam Reflexion der Natur. Als Kunst offenbart sich das als Wahrheit (alétheia), nämlich als Idee => Form = Gestalt => Werk, während Wissenschaft sich entwickelt als Suchen durch Fragen => Antworten durch Versuch und Irrtum => Theorie => Verifikation oder Falsifikation durch Praxis.
Kybernetisch stellt sich das dar als Black-box => Modellierung => Maithematisierung => technische Realisierung (Simulation).
Goethe formuliert im Faust Erfahrungen solcher Duplizitäten: „Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust“.
Im Alltag vollzieht sich das als Zweifeln zwischen Glauben und Wissen, als Hoffen zwischen Wunsch und Erfüllung. als Lieben zwischen Bedürfnis und Befriedigung.
Alltägliche Augenblicke sind Totzeiten, zumeist in Form von Alternativen. Bereits im Zeitalter des Mythos muss der griechischen Held Herakles, sich zwischen einem mühelosen, aber kurzfristigen und moralisch verwerflichen und einem beschwerlichen, aber tugendhaften und langfristig beglückenden Lebensweg entscheiden.
Totzeit bezeichnet die Zeitspanne, die zwischen einer Änderung eines Systems und der entsprechenden Antwort eines damit verbundenen Systems liegt. Bei solchen Systemen könnte es sich auch um Parallelwelten handeln.
wfschmid - 15. Mai, 01:21
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