Keine eigenen Gedanken?
Der Grundirrtum des Menschen besteht in der Annahme zu denken. Das, was er für sich seit jeher als Denken beansprucht, erweist sich allerdings bei näherer Betrachtung lediglich als geschickt etikettiertes Nachahmungsverhalten.
Wer Philosophie studiert, tut dies gewöhnlich in der Annahme, Denken zu lernen. Der Studierende der Philosophie nimmt an, dass sich Philosophen auf das Denken verstehen. Folglich plappern sich nach, was ihnen selbst ernannte Denker vorsagen. Für Prüfungen lernen sie dann eifrige angefertigte Mitschriften von Vorlesungen auswendig, und je deutlicher der Prüfer im Echo des Studierenden sich selbst wiederfindet, desto besser bewertet er gewöhnlich dann die Prüfung.
Diese vorherrschende Grundannahme Studierender kann ich jedoch keineswegs bestätigen. Dass mich deren Meinungen nicht beeindruckte, liegt am Deutschunterricht, den ich in der Schule erfahren habe.
Als ich die Schule wechselte, bin ich in Paul Kremer wohl einem atypischen Lehrer begegnet. Den ersten Aufsatz, den ich bei ihm schrieb, wurde von ihm mit „ausreichend“ bewertet. Da ich zuvor in Bayern nur mit „gut“ oder „sehr gut“ bewertete Aufsätze schrieb, erklärte ich dem Deutschlehrer, dass ich die vergebene Note keineswegs verstehe. Er aber sagte, ich solle erst einmal den nächsten Aufsatz abwarten. Als dieser dann mit „mangelhaft“ bewertet wurde, meinte er zu mir, dass ich erst einmal lernen müsse zu denken und lud mich in seine Philosophie AG ein. Dort wurde gerade die Nikomachische Ethik behandelt. Und ich hatte Schwierigkeiten, dem Anspruchsniveau überhaupt zu genügen. Dass ich trotzdem bei der Stange blieb. lag an der beeindruckenden Persönlichkeit des Lehrers. Ich ahnte, dass er etwas verkörpert, was ich auch haben möchte. Irgendwie fand er meine Leistung doch so, dass er mich zu Vorträgen des Kölner Philosophieprofessor Karlheinz Volkmann-Schluck mitnahm.
Dessen Vortrag fand ich dann als das Beeindruckendste, das ich bis dahin erlebte, und ich beschloss, nach dem Abitur bei ihm Philosophie zu studieren. Aber in seinen Vorlesungen hatte ich dieselben Schwierigkeiten wie bei seinen Vorträgen. Als ich ihm dies nach einer Vorlesung sagte, meinte er, dass ich Geduld haben sollte und fragte mich dann völlig überraschend: „Ja haben Sie denn keine eigenen Gedanken?“
Wer Philosophie studiert, tut dies gewöhnlich in der Annahme, Denken zu lernen. Der Studierende der Philosophie nimmt an, dass sich Philosophen auf das Denken verstehen. Folglich plappern sich nach, was ihnen selbst ernannte Denker vorsagen. Für Prüfungen lernen sie dann eifrige angefertigte Mitschriften von Vorlesungen auswendig, und je deutlicher der Prüfer im Echo des Studierenden sich selbst wiederfindet, desto besser bewertet er gewöhnlich dann die Prüfung.
Diese vorherrschende Grundannahme Studierender kann ich jedoch keineswegs bestätigen. Dass mich deren Meinungen nicht beeindruckte, liegt am Deutschunterricht, den ich in der Schule erfahren habe.
Als ich die Schule wechselte, bin ich in Paul Kremer wohl einem atypischen Lehrer begegnet. Den ersten Aufsatz, den ich bei ihm schrieb, wurde von ihm mit „ausreichend“ bewertet. Da ich zuvor in Bayern nur mit „gut“ oder „sehr gut“ bewertete Aufsätze schrieb, erklärte ich dem Deutschlehrer, dass ich die vergebene Note keineswegs verstehe. Er aber sagte, ich solle erst einmal den nächsten Aufsatz abwarten. Als dieser dann mit „mangelhaft“ bewertet wurde, meinte er zu mir, dass ich erst einmal lernen müsse zu denken und lud mich in seine Philosophie AG ein. Dort wurde gerade die Nikomachische Ethik behandelt. Und ich hatte Schwierigkeiten, dem Anspruchsniveau überhaupt zu genügen. Dass ich trotzdem bei der Stange blieb. lag an der beeindruckenden Persönlichkeit des Lehrers. Ich ahnte, dass er etwas verkörpert, was ich auch haben möchte. Irgendwie fand er meine Leistung doch so, dass er mich zu Vorträgen des Kölner Philosophieprofessor Karlheinz Volkmann-Schluck mitnahm.
Dessen Vortrag fand ich dann als das Beeindruckendste, das ich bis dahin erlebte, und ich beschloss, nach dem Abitur bei ihm Philosophie zu studieren. Aber in seinen Vorlesungen hatte ich dieselben Schwierigkeiten wie bei seinen Vorträgen. Als ich ihm dies nach einer Vorlesung sagte, meinte er, dass ich Geduld haben sollte und fragte mich dann völlig überraschend: „Ja haben Sie denn keine eigenen Gedanken?“
wfschmid - 25. August, 04:54
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