Was nun Philosophie?
Philosophieren bedeutet vor allem nach der Wahrheit suchen. Dieser Weg ist hier nicht das Ziel. Trotz aller Anstrengungen entzieht sich die Wahrheit einem Denken, das vor allem auf Richtigkeit aus ist. Zwar ermöglicht das Entdecken des Denkens als ιδειν bzw. inneres Wahrnehmen das Schauen des inneren Lichts der höchsten Idee, aber diese Anschauung Platons wird bereits von seinem Schüler Aristoteles als unzeitgemäß abgelehnt. Niemand kommt damals auf den Gedanken, dass es sich um eine Begegnung von Denken und Fühlen handelt. So kann die Vereinigung von Bild-Erleben und Bilder-Leben nicht als Einheit erkannt werden und das Denken als Bilderleben bricht auseinander. Mythos wird zum Gegenstand des Logos. Das Gefühl bleibt dem Denken so fremd, dass es wie etwas betrachtet wird, das Denken stört und nicht etwa regelt. Das Gefühl wird vom Denken ausgeschlossen und der Glaube als das Vertrauen in das Glauben bleibt der Religion vorbehalten.
Erst mit den Neurowissenschaften kommt heutzutage die Vermutung auf, dass das mythische Denken zumindest eine Alternative zum logischen Denken sein könnte. Das logische Denken scheint nicht nur in der Schulmedizin an seine Grenzen zu stoßen
Wie aber offenbart sich das mythische Denken an den Grenzen des Logos? Vermag herkömmliches Denken diesem Vorschein überhaupt zu genügen? Und würde das Einbeziehen des gefühlten Denkens in das logische Denken überhaupt Sinn machen?
Um solche Fragen beantworten zu können, muss man sich auf das gefühlte Denken überhaupt erst einmal wieder einlassen. Das Problem: Dass jemand an Krebs sterben wird, kann richtig, muss aber nicht wahr sein. Das beweisen beispielsweise viele Fälle spontaner Selbstheilung.
Seit Aristoteles existiert für die Wahrheit ein Problem. Indem ihr der Philosoph die Richtigkeit entgegengestellt, entzieht er ihr den seit Jahrtausenden währenden Anspruch, für den Menschen das höchste Gut zu sein. Durch das Denken des Aristoteles verfinstert sich die Sonne als Sinnbild der höchsten Idee des Guten. Weil nicht wahr sein kann, was nicht zu überprüfen ist, verursacht die Wende der Wahrheit zur Richtigkeit eine Götterdämmerung, die bis heute nicht überwunden ist. Nietzsches Wort vom Tod des (alten) Gottes wird immer noch nicht als radikale Absage an alle Inhalte des Glaubens verstanden, und damit wird auch nicht begriffen, dass es hierbei nicht um die geglaubte Existenz Gottes geht, sondern vielmehr um eine Ermahnung, von bestimmten Fantasien abzulassen. Nietzsche bestreitet nicht den Glauben, sondern die Annahme, diesen philosophisch behandeln zu können. Die ständige Verwechslung von Wahrheit und Richtigkeit führt in die Katastrophe. Die Gefahr der Atomenergie ist keine Glaubensfrage, sondern eine Frage des Wissens. Wenn man anfängt, das zu glauben, was man eigentlich wissen muss, hört man auf zu überprüfen. Dieser Mangel an Aufklärung greift tief in unseren Alltag ein, indem das, was wir glauben, unser Handeln bestimmt. Die "Erfindung" der Subjektivität hat dazu geführt, das Bemühen um objektive Erkenntnis zu vernachlässigen. Die Idee der Subjektivität isoliert das Subjekt und inhaftiert es in einer Welt bloßer Meinungen.
Ob das Subjekt in seiner Subjektivität untergeht oder es ihm gelingt, sich die Sicherheit des Ichs zu verschaffen, ist für den Philosophen Descartes (1561-1650) eine Frage der Selbst-Verantwortung. Die Unzuverlässigkeit der Subjektivität währt ja nur so lange wie man sich deren Unbeständigkeit aussetzt. Das Wesen des Subjektiven verhält sich nämlich nicht anders als die Natur: unbeständig, da im ständigen Wechsel zu Hause. Dieser Wechsel, dem das Ich ständig ausgesetzt wird, ist das Werden oder die Bewegung des Geistes. Und wenn überhaupt nichts mehr sicher ist, dann bleibt noch als letzte und zugleich auch erste Sicherheit das Erleben des eigenen Denkens. "Ich denke, also bin ich!" Nicht die Sinne vergewissern mich meiner Welt, sondern das Denken. Mit dieser Quasi-Wiederentdeckung des Bewusstwerdens als Grund aller Ich-Erfahrung beendet Descartes gleichsam den Vollzug der durch Aristoteles eingeleiteten Wende. Auch das Ich-Werden lässt sich selbstverständlich überprüfen, nämlich durch das Denken. Richtigkeit steht als solche nicht mehr der Wahrheit gegenüber, sondern erscheint als eine Kategorie von Wahrheit. Was wahr ist, kann nicht falsch sein. Selbst wenn jemand total irrt, bleibt wahr, dass er ein total Irrender ist. Und an dieser Stelle verbrüdern sich Wahrheit und Richtigkeit, denn das durchgängige Irren muss als solches nachgewiesen werden, wenn es wahr sein soll.
Der Weg zum Selbstbewusstsein führt über die Selbst-Verantwortung durch die Methode des systematischen Zweifelns. Descartes betrachtet es als unabdingbare Voraussetzung, sich allen möglichen Irrtümern zu stellen und diese ausräumen, um wahr denken zu können. Selbstbewusstsein setzt Selbstversicherung voraus. An dem Verhältnis von Metaphysik und Physik zeigt Descartes auf, dass Phänomene durchaus wahr sein können, bevor sie bewiesen werden können. Richtigkeit gehört somit wesentlich zu dem, was sich als Wahrheit zu offenbaren vermag. Wahrheit wird nicht mehr durch Richtigkeit verdrängt, sondern wird durch sie zugleich auch zur Sicherheit.
Erst mit den Neurowissenschaften kommt heutzutage die Vermutung auf, dass das mythische Denken zumindest eine Alternative zum logischen Denken sein könnte. Das logische Denken scheint nicht nur in der Schulmedizin an seine Grenzen zu stoßen
Wie aber offenbart sich das mythische Denken an den Grenzen des Logos? Vermag herkömmliches Denken diesem Vorschein überhaupt zu genügen? Und würde das Einbeziehen des gefühlten Denkens in das logische Denken überhaupt Sinn machen?
Um solche Fragen beantworten zu können, muss man sich auf das gefühlte Denken überhaupt erst einmal wieder einlassen. Das Problem: Dass jemand an Krebs sterben wird, kann richtig, muss aber nicht wahr sein. Das beweisen beispielsweise viele Fälle spontaner Selbstheilung.
Seit Aristoteles existiert für die Wahrheit ein Problem. Indem ihr der Philosoph die Richtigkeit entgegengestellt, entzieht er ihr den seit Jahrtausenden währenden Anspruch, für den Menschen das höchste Gut zu sein. Durch das Denken des Aristoteles verfinstert sich die Sonne als Sinnbild der höchsten Idee des Guten. Weil nicht wahr sein kann, was nicht zu überprüfen ist, verursacht die Wende der Wahrheit zur Richtigkeit eine Götterdämmerung, die bis heute nicht überwunden ist. Nietzsches Wort vom Tod des (alten) Gottes wird immer noch nicht als radikale Absage an alle Inhalte des Glaubens verstanden, und damit wird auch nicht begriffen, dass es hierbei nicht um die geglaubte Existenz Gottes geht, sondern vielmehr um eine Ermahnung, von bestimmten Fantasien abzulassen. Nietzsche bestreitet nicht den Glauben, sondern die Annahme, diesen philosophisch behandeln zu können. Die ständige Verwechslung von Wahrheit und Richtigkeit führt in die Katastrophe. Die Gefahr der Atomenergie ist keine Glaubensfrage, sondern eine Frage des Wissens. Wenn man anfängt, das zu glauben, was man eigentlich wissen muss, hört man auf zu überprüfen. Dieser Mangel an Aufklärung greift tief in unseren Alltag ein, indem das, was wir glauben, unser Handeln bestimmt. Die "Erfindung" der Subjektivität hat dazu geführt, das Bemühen um objektive Erkenntnis zu vernachlässigen. Die Idee der Subjektivität isoliert das Subjekt und inhaftiert es in einer Welt bloßer Meinungen.
Ob das Subjekt in seiner Subjektivität untergeht oder es ihm gelingt, sich die Sicherheit des Ichs zu verschaffen, ist für den Philosophen Descartes (1561-1650) eine Frage der Selbst-Verantwortung. Die Unzuverlässigkeit der Subjektivität währt ja nur so lange wie man sich deren Unbeständigkeit aussetzt. Das Wesen des Subjektiven verhält sich nämlich nicht anders als die Natur: unbeständig, da im ständigen Wechsel zu Hause. Dieser Wechsel, dem das Ich ständig ausgesetzt wird, ist das Werden oder die Bewegung des Geistes. Und wenn überhaupt nichts mehr sicher ist, dann bleibt noch als letzte und zugleich auch erste Sicherheit das Erleben des eigenen Denkens. "Ich denke, also bin ich!" Nicht die Sinne vergewissern mich meiner Welt, sondern das Denken. Mit dieser Quasi-Wiederentdeckung des Bewusstwerdens als Grund aller Ich-Erfahrung beendet Descartes gleichsam den Vollzug der durch Aristoteles eingeleiteten Wende. Auch das Ich-Werden lässt sich selbstverständlich überprüfen, nämlich durch das Denken. Richtigkeit steht als solche nicht mehr der Wahrheit gegenüber, sondern erscheint als eine Kategorie von Wahrheit. Was wahr ist, kann nicht falsch sein. Selbst wenn jemand total irrt, bleibt wahr, dass er ein total Irrender ist. Und an dieser Stelle verbrüdern sich Wahrheit und Richtigkeit, denn das durchgängige Irren muss als solches nachgewiesen werden, wenn es wahr sein soll.
Der Weg zum Selbstbewusstsein führt über die Selbst-Verantwortung durch die Methode des systematischen Zweifelns. Descartes betrachtet es als unabdingbare Voraussetzung, sich allen möglichen Irrtümern zu stellen und diese ausräumen, um wahr denken zu können. Selbstbewusstsein setzt Selbstversicherung voraus. An dem Verhältnis von Metaphysik und Physik zeigt Descartes auf, dass Phänomene durchaus wahr sein können, bevor sie bewiesen werden können. Richtigkeit gehört somit wesentlich zu dem, was sich als Wahrheit zu offenbaren vermag. Wahrheit wird nicht mehr durch Richtigkeit verdrängt, sondern wird durch sie zugleich auch zur Sicherheit.
wfschmid - 14. Oktober, 04:46
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