Wahrheit des Werkes
Meine Zweifel an einer Kopie mehren sich. Der lebendige Blick des Heiligen gibt mir zu verstehen, dass die Künstlerin dem Jenseits Leben einhauchte,
Das Leuchten seiner Augen ist ihr inneres Licht, das sie ihm für Augenblicke des Betrachtens schenkte.
Als ins Werk setzen der Wahrheit erscheint hier Kunst als Vermittlerin zwischen den Zeiten. Im künstlerischen Bild erscheint der Heilige. Als Auferstandener sieht er mich voller Güte an, als wolle er mich für mein Unglück bemitleiden.
Er spricht mich wortlos an, aber ich verstehe nicht, was er mir offenbart. So sinkt sein Bild wieder ins Gemälde zurück, das wie vergessen vor einem leeren Bücherregal steht.
Ich kann mich jetzt nicht mehr des Eindrucks erwehren, dass Franz von Assisi einen dummen Eindruck auf mich macht. Fast erscheint es mir jetzt so, als ob er ein wenig schielt. Vielleicht fordet jetzt der tiefe Eindruck, möglichst schnell dank einer Oberflächlichkeit wieder in Vergessenheit geraten zu dürfen.
Ein Zeitsplitter löst sich aus dem Werden, gerade groß genug, um eine seltsame Begegnung zu entdecken. Es ist jener arrogante Atheist, der über Michael, der wieder einmal eine Pause braucht, herablassend lästert. Aus der Dose ist Kartoffelsuppe schnell zubereitet, während sich der Mondamin-Griesbrei in der hochkochenden, gerade noch rechtzeitig gebremsten Landliebe entfaltet. Saskia sorgt für die altersmäßig normierte Erfrischung. Aber mit dem 5. Glas Mineralwasser ist noch nicht einmal das Soll zur Hälfte erfüllt. Und ganz nebenbei wabert Inga Lindström vom Sprung ins Glück und schafft mit Geräuschen von einer Pferderanch zu einer hilfreich störrischen Kulisse.
Meine Gedanken werden von dort nicht gestört. Ganz im Gegenteil hindert sie dieser Hintergrund daran, sich in abstrakter Akrobatik zu versteigen.
„Du kannst gehen, wohin du willst, aber wirf mir dann nicht dein Getue vor!“
„Es ist jetzt fünfzehn Uhr!“ verlautbart die Sprechende Uhr, während die Reiterin zwischen blühenden Rapsfeldern ihren Weg sucht.
Ich kehre den Zersplittre auf. Eine halbe Stunde ist genug und der rechte Augenblick, um zur Betrachtung des Bildnisses zurückzukehren.
Ff
wfschmid - 5. Oktober, 06:11