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Ich kann allein versuchen, solches Erfahren subjektiv zu beschreiben. um vielleicht anzuregen, den eigenen Weg zu entdecken.
VORWEG: Der Dichter und Mystiker Angelus Silesius schreibt im Cherubinischen Wandersmann:
„Gott lebt nicht ohne mich
Ich weiß, daß ohne mich Gott nicht ein Nu kann leben,
Werd' ich zunicht', er muß von Not den Geist aufgeben.
Gott ergreift man nicht
Gott ist ein lauter Nichts, ihn rührt kein Nun noch Hier:
Je mehr du nach ihm greifst, je mehr entwird er dir.
Der Mensch ist Ewigkeit
Ich selbst bin Ewigkeit, wenn ich die Zeit verlasse
Und mich in Gott und Gott in mich zusammenfasse.
Ein Abgrund ruft dem andern
Der Abgrund meines Geists ruft immer mit Geschrei
Den Abgrund Gottes an: Sag, welcher tiefer sei?
Das Bildnis Gottes
Ich trage Gottes Bild: Wenn er sich will besehn,
So kann es nur in mir, und wer mir gleicht, geschehn.
Die Gottheit ist ein Nichts
Die zarte Gottheit ist ein Nicht und Übernichts:
Wer nichts in allem sieht, Mensch, glaube, dieser sieht's.
Man weiß nicht, was man ist
Ich weiß nicht, was ich bin. Ich bin nicht, was ich weiß:
Ein Ding und nicht ein Ding: Ein Tüpfchen und ein Kreis.
Der Himmel ist in dir
Halt an, wo laufstu hin, der Himmel ist in dir;
Suchst du Gott anderswo, du fehlst ihn für und für.
Wie Gott im Menschen
Gott ist noch mehr in mir, als wann das ganze Meer
In einem kleinen Schwamm ganz und beisammen wär.
Der Mensch ist Ewigkeit
Ich selbst bin Ewigkeit, wann ich die Zeit verlasse
Und mich in Gott und Gott in mich zusammenfasse.
Zufall und Wesen
Mensch, werde wesentlich; denn wann die Welt vergeht,
So fällt der Zufall weg, das Wesen, das besteht.
Beschluss
Freund, es ist auch genug. Im Fall du mehr willt lesen,
So geh und werde selbst die Schrift und selbst das Wesen“.[1]
____
[1] Hans Ludwig Held: Angelus Silesius. Sämtliche poetische Werke inI drei Bänden. (Band 1: Die Geschichte seines Lebens und seiner Werke. Urkunden; Band 2: Jugend- und Gelegenheitsgedichte. Heilige Seelenlust oder geistliche Hirten-Lieder der in ihren Jesus verliebten Psyche. [Enthält auch: Bonus Conciliarius und Christliches Ehrengedächtnis des Herrn Abraham von Frankenberg]; Band 3: Cherubinischer Wandersmann. Sinnliche Beschreibung der vier letzten Dinge.) 2. Aufl. München 1924
VORWEG: Der Dichter und Mystiker Angelus Silesius schreibt im Cherubinischen Wandersmann:
„Gott lebt nicht ohne mich
Ich weiß, daß ohne mich Gott nicht ein Nu kann leben,
Werd' ich zunicht', er muß von Not den Geist aufgeben.
Gott ergreift man nicht
Gott ist ein lauter Nichts, ihn rührt kein Nun noch Hier:
Je mehr du nach ihm greifst, je mehr entwird er dir.
Der Mensch ist Ewigkeit
Ich selbst bin Ewigkeit, wenn ich die Zeit verlasse
Und mich in Gott und Gott in mich zusammenfasse.
Ein Abgrund ruft dem andern
Der Abgrund meines Geists ruft immer mit Geschrei
Den Abgrund Gottes an: Sag, welcher tiefer sei?
Das Bildnis Gottes
Ich trage Gottes Bild: Wenn er sich will besehn,
So kann es nur in mir, und wer mir gleicht, geschehn.
Die Gottheit ist ein Nichts
Die zarte Gottheit ist ein Nicht und Übernichts:
Wer nichts in allem sieht, Mensch, glaube, dieser sieht's.
Man weiß nicht, was man ist
Ich weiß nicht, was ich bin. Ich bin nicht, was ich weiß:
Ein Ding und nicht ein Ding: Ein Tüpfchen und ein Kreis.
Der Himmel ist in dir
Halt an, wo laufstu hin, der Himmel ist in dir;
Suchst du Gott anderswo, du fehlst ihn für und für.
Wie Gott im Menschen
Gott ist noch mehr in mir, als wann das ganze Meer
In einem kleinen Schwamm ganz und beisammen wär.
Der Mensch ist Ewigkeit
Ich selbst bin Ewigkeit, wann ich die Zeit verlasse
Und mich in Gott und Gott in mich zusammenfasse.
Zufall und Wesen
Mensch, werde wesentlich; denn wann die Welt vergeht,
So fällt der Zufall weg, das Wesen, das besteht.
Beschluss
Freund, es ist auch genug. Im Fall du mehr willt lesen,
So geh und werde selbst die Schrift und selbst das Wesen“.[1]
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[1] Hans Ludwig Held: Angelus Silesius. Sämtliche poetische Werke inI drei Bänden. (Band 1: Die Geschichte seines Lebens und seiner Werke. Urkunden; Band 2: Jugend- und Gelegenheitsgedichte. Heilige Seelenlust oder geistliche Hirten-Lieder der in ihren Jesus verliebten Psyche. [Enthält auch: Bonus Conciliarius und Christliches Ehrengedächtnis des Herrn Abraham von Frankenberg]; Band 3: Cherubinischer Wandersmann. Sinnliche Beschreibung der vier letzten Dinge.) 2. Aufl. München 1924
wfschmid - 31. Oktober, 01:55
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