Unilogo

19
Okt
2008

Man kann entweder pünktlich sein oder rechtzeitig ankommen

n der englischen Sprache bezeichnet das Wort "Vision" das Sehvermögen, und in der französischen Sprache steht das Wort "Vision" auch für. Traum) meint  eine vorwärtsgerichtete positive fantasievolle Vorstellung, gleichsam ein  Idealbild von einer noch unbestimmten Zukunft. Visionen zu erzeugen, dass ist eine grundlegende Eigenschaft des Gehirns. das sich bevorzugt an der Zukunft orientiert, um die Gegenwart angemessen angemessen ausrichten zu können. "Gestern war heute noch morgen" zeigt das Wesen des Seins in der Zeit. Der Augenblick ist die einzige Zeit, in der wirklich sein können. Als Raum, der zwischen Vergangenheit und Zukunft liegt, gestaltet das Gehirn die Gegenwart, indem sie diesen aus Erfahrung auf Bedürfnisse einrichtet. Dieses Einrichten gestalten Lebewesen unterschiedlich. So lebt das Tier in den Tag hinein und erwartet, was da kommen wird. Der Mensch dagegen erwartet dagegen nichts mehr wirklich vom Tag, weil alles vorausgeplant ist. Im Gegensatz zum Tier braucht er nichts mehr zu erleben, insofern in diesem Wort noch so etwas wie das Leben erringen steckt. Weil das Tier keinen Plan hat, braucht es sich auch nicht zu rechtfertigen, weil etwas nicht eingehalten worden ist. Ein Tier kann nicht zu früh oder zu spät zu irgend etwas kommen. Es ist immer rechtzeitig. Die rechte Zeit ist die "Uhr" der Natur. Die technische Uhr zeigt die richtige bzw. rechte Zeit, den rechten Augenblick (kairós) nicht an. Die technische Uhr erlaubt es pünktlich, aber nicht rechtzeitig zu sein. Um das Gehirn zum Schaffen anzuregen, kann man niemals pünktlich sein, aber eben rechtzeitig. Von Natur her kennt das Gehirn durchaus die recht Zeit, also die bevorzugten Augenblicke des Tages, in denen es gern spielt und neue Gedanken ausprobiert. Im Gegensatz zu Menschen, die in der technischen Zeit leben, haben Menschen, die in der natürlichen Zeit leben, Schwierigkeiten, pünktlich zu sein. Okay, man kann entweder pünktlich ein oder rechtzeitig ankommen.
Neben der äußeren Zeit existiert für das Gehirn auch eine innere Zeit, die sich ausschließlich an Ereignissen orientiert. Auf diesen Abschnitt bezogen, bedeutet das, es existiert im Augenblick die Zeit der Vision, also jene Dauer, welche das Gehirn diesem Phänomen schenkt. Die Gedanken, die es während dieser zeit erzeugt, lassen sich gut versprachlichen, solange dies rechtzeitig geschieht. Die rechte Zeit lässt sich erfahren, solange das Denken  und schreiben fließt. Während dieser zeit sollte man sich auch unbedingt darauf beschränken, einfach nur zuzuschauen und aufzuschreiben. Sobald man versucht, diesen Fluss zu stoppen, indem man das Geschriebene prüft, fällt man in eine andere Zeit. In dieser anderen Zeit interessiert sich das Gehirn dann vielleicht dafür, ob es mit seinen Gedanken etwas auch tatsächlich Verwertbares wie eine Art Modell geschaffen hat. Aber es wird dann schwierig, die rechte Zeit des Schaffens zurückzubekommen. Die Zeit der Vision ist dann möglicherweise verpasst, weil eben bereits vorbei. Was für den Schreiber gilt, das gilt selbstverständlich auch für den Leser oder den Hörer. Der Text muss es ihm ermöglichen, rechtzeitig ankommen. Wer einen Text in der falschen Zeit liest, kann ihn nicht verstehen. Er läuft der Zeit gleichsam ständig hinterher, weil er nicht im Augenblick des eigentlich Gedachten sein kann. Als echte Zeit dauert die "Vision" genau so lange, wie dieses Wort braucht, um das, was es als Erscheinung beinhaltet als Sein zu erschließen. Entbergen, das ist ein typischer Ablauf in der rechten Zeit, in der ja auch kein "richtig" oder "falsch" existiert, sondern allein "verborgen" bzw. "unwahr" oder "unverborgen" bzw. "wahr". Die rechte Zeit der Vision besteht in der Klarheit dessen, was hier zur Sprache gelangt. Klarheit aber existiert für das Gehirn allein im Fall der Nachvollziehbarkeit und somit in der Einsicht, wie sich Vision vollzieht. Den einfachsten Fall von Vision lässt sich schaffen, wenn man dem Gehirn ein visionäres Wort schenkt, folglich ein Wort, mit dem es spontan spielen kann, denn schließlich vollzieht sich Vision allein im spontanen Spiel des Gehirns. Das visionäre Wort kann ein Wort sein, aus dem eine Gedicht oder eine Geschichte oder auch eine spontane Unternehmung besteht. Auf den Punkt gebracht: Das Gehirn visioniert, sobald es einen Wort oder Ton hat, mit dem es spielen kann. Um aus dem Wort "Sonnenblume" ein schönes Gedicht zu machen, brauchen Sie eine Vision, konkrete für ein Gedicht geeignete Bilder. 
Versucht man nun ein Wort aus der rechten Zeit in die richtige Zeit zu übersetzen, dann wandelt sich die Frage nach der Erfahrung mit dem, was das Wort inhaltlich bedeutet, in die Frage, wie sich diese Erfahrung modellieren, also als wissenschaftliches Modell darstellen lässt und als begriff fassen, also definieren lässt.Es liegt natürlich nahe, das gleich am Beispiel der Vision zu verwirklichen. Frage zum Schluss dieses Abschnitts: Gehört diese Umsetzung noch zu dem, was das Gehirn mittels "Vision" durchzusetzen trachtet?

Seit 20 Jahren BEGRIFFSKALENDER

Prof. Dr. habil Wolfgang F Schmid

Grundsätzliches (www.wolfgang-schmid.de)

 

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