Die Zeiten der guten Vorsätze sind vorbei!

Der Jahreswechsel ist vorbei, und alle guten Vorsätze haben sich wieder im Zeitraum danach verflüchtigt. Und angesichts dieser unliebsamen Wiederholung dieses unangenehmen immer Gleichen interessiert sich auch niemand dafür, warum die eigene Natur so gegen sich selbst arbeitet. Es ist darüber in diesem Begriffskalender schon mehrfach geschrieben worden. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass jeder Vorsatz, der zur Selbst-Verbesserung gefasst wird und nicht eingehalten werden kann, 1. kein Vorschlag ist, der für das Selbst tauglich gewesen wäre und 2. auch noch zu jenen gefassten Vorschlägen gehört, welche das Selbst schwächen. Jeder ernsthafte Vorsatz, der nicht eingehalten wird, ist eine ernstzunehmende Selbst-Verletzung. Sicherlich, die Zeit heilt alle Wunden, aber das bedeutet doch nur entweder Gewöhnung oder Vergessen. Angesichts dieses Phänomens lohnt es sich schon, noch einmal auf den Begriff des Gewissens zurückzukommen.
Gestern hieß es, dass sich das Gewissen als neuronales Hypersystem nicht trainieren lässt. Dass das so nicht ganz zutreffen kann, beweisen ja alle Menschen, welche uns das vormachen. Sie beweisen uns aber auch, wie sehr viel Aufwand das bedeutet, wenn sie zu diesem Zweck im Westen ein klösterlich asketisches Leben auf sich nehmen und im Osten sich im zunehmenden Selbst-Verzicht durch Loslassen von allem üben. Menschen dieser Art haben im Verlauf der Geschichte immer wieder die Geheimnisse des Selbst formuliert, ohne dass diese von anderen besonders erfasst und umgesetzt werden.
So gehört zu diesen Geheimnissen beispielsweise die Wahrnehmung, dass das Selbst um so tiefer erfahren wird, je weniger es betrachtet wird. Selbst-Verwirklichung ist nicht eine Angelegenheit des Denkens sondern des Tuns. Alle, die sich zu viel mit sich selbst beschäftigen, bleiben selbst damit auf der Strecke. Fortbewegung funktioniert nicht, indem man über den nächsten Schritt nachdenkt, sondern indem man ihn tut.
Es ist nicht überflüssig, was ich hier schreibe, obgleich das alle selbst wissen. Aber es geht darum, dass man sich das Wissen auch vergegenwärtigt und nach Möglichkeit auch anwendet. Zu diesem Zweck heute ausnahmsweise eine kleine Aufgabe. Machen Sie sich heute einmal darüber Gedanken, wie viele Mechanismen der Verdrängung Ihnen anerzogen worden sind!
wfschmid - 10. Januar, 05:10
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