Wozu brauche ich (m)eine innere Stimme?

Kann mir die innere Stimme mehr sagen als ich schon weiß? Sokrates (469 - 399) hat als erster Philosoph von einer inneren Stimme (gr. "daimónon") gesprochen. Er behauptet, dass diese Stimme vor riskanten Handlungen bzw. gefählichem Unerfangen warnt oder davon abhält. Manche nennen diesen "inlying advice" auch nur den "gesunden Menschenverstand" oder das "Bauchgefühl", wenn sie zwar keine Stimme, aber ein "gewisses Gefühl" empfinden.
Die innere Stimme könnte aber auch ein Zeichen von Autismus sein. Autismus (von gr. "autós") steht für "in sich selbst verhaftet sein", "in sich selbst kreisen", oder "in sich selbst nicht zu Hause, sondern in sich eingesperrt sein". Manche Esotheriker sprechen von der inneren Simme als von einer "inneren Beraterin".
Ich betrachte das Phänomen der inneren Stimme als inneren Dialog, dem man zuhören kann, durchaus als eine Art Selbst-Gespäch, eine kritisch prüfende Selbst-Reflexion. Vereinfacht handelt es sich vielleicht um die "Stimme des Gewissens", also um eine Gruppe neuronaler Felder, die gewisse Regeln als Begleitinformation auf parallelen neuronalen Spuren gleichsam als Leitprogramm mitgeben, beispielsweise in Form von Verkehrsregeln während des Autofahrens oder in Form von "Regeln zur Lenkung des Geistes" (Descartes) während des Denkens. Dass solche Begleitinformation versprachlicht werden kann, ist klar, aber man muss deshalb nicht gleich von innerer Stimme sprechen.
wfschmid - 2. April, 05:30
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