Die Zeit trifft die Kunst
Kaum hatten sich die beiden begrüßt, da entdeckte die Zeit auch schon, dass die Kunst voller Traurigkeit war.
Zeit: "Sag mir, was dich so traurig macht!"
Künstler: "Ich habe meine Arbeit in der Welt verloren!!, sagt die Kunst."
Zeit: "Will die Welt denn keine Kunst mehr?"
Kunst: "Das weiß ich nicht. Sie wirft mir vor, dass ich das Philosophieren verderbe und das Denken verfälsche.
Aber ich möchte dir das von Anfang an schildern, in der Hoffnung, dass du mir vielleicht weiterhelfen kannst. Du weisst ja selbst, dass der Philosoph Nietzsche mir zuletzt meine wichtige Aufgabe in der Philosophie bestätigt hat. Jetzt aber will die Philosophie urplötzlich nichts mehr von mir wissen, weil sie mir vorwirft, dass ich ihr durch meinen Umgang mit dir Schaden zufüge."
Zeit: "Was hast du denn mit mir dem Denken angetan?", will die Zeit nun wissen.
Kunst: "Ich habe der Philosophie gelehrt, dass die Art und Weise des Denkens eine Frage des Umgangs mit der Zeit sei! Ich will dir erklären, wie ich das meine. Stelle dir also eine Sonnenblume vor. Und stelle dir auch vor, dass du in Eile bist. Dann kannst du doch gerade von der Sonnenblume die Gestalt dieser Blume erfassen und du weißt auf Grund der Eigenschaften ihrer Formen, dass du tatsächlich eine Sonnenblume siehst. Der Übergang vom Betrachten zum Beobachten ist eine Frage der Zeit, denn je länger du etwas anschaust, desto mehr Eigenschaften fallen dir auf. Und wenn du noch mehr Zeit aufwendest, kannst du sogar feststellen, dass die Sonnenblumenkerne in Form von Spiralen angeordnet sind. Und wenn du dann noch länger beobachtest, kannst du sogar sehen, dass deren Anzahl durch die Fibonacci-Folge gegeben ist!"
Zeit: "Du willst mir doch nicht zeigen, dass künstlerisches bzw. natürliches Treiben wesentlich mathematisch ist? Dann könnte ich mir schon vorstellen, dass dir die Philosophie kündigt."
Kunst: "Liebe Zeit, da irrst du, denn die Philosophie hat die Mathematik doch selbst hervorgebracht!"
Zeit: "Dann musst du dir einfach grobe Fehler geleistet haben. U.a. vielleicht den, dass du mir zu wenig oder gar keinen Raum lässt. Oder vielleicht hat das Denken schlichtweg die Bilder und die Sprache somit ihre Sicht verloren?! Dann werden Kunst und Philosophie tatsächlich bedeutungslos."
wfschmid - 15. Februar, 06:31
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