Jenseits (4)
Der unendliche Raum der Ewigkeit zeigt sich dem Geist der überlebenden Seele gottlos. Der irdisch erträumte Himmel ist jenseits nicht wirklich. Was als Gegenwart Gottes erwartet wird, erfährt sich als absolute Freiheit. Jede Möglichkeit, sich zu orientieren, will erst entdeckt werden. Denn alle Bewegung geschieht vollkommen offen in der grenzenlosen Wahrheit ohne an irgendwelchen Eigenschaften zu haften oder von irgendwelchen Umständen festgehalten zu werden, ohne sich auf irgendeine Art und Weise das Sein als Wesen einzugrenzen, ohne verursacht zu sein oder etwas bewirken zu wollen, also ohne Grund und Zweck und ohne Maß, auf alle Mittel, etwas quantifizieren oder qualifizieren zu wollen, verzichtend und ohne sich auf einen Ort oder eine Zeit einlassen zu müssen. In der allgegenwärtigen, also raum- und zeitlosen Bewegung verflüchtigt sich alles gebotsverbundene Göttliche in den weiten normlosen Werten, frei von Geboten und Verboten, ohne Regeln, die zu Gesetzen erstarren, um sittenwidrige Gebräuche zu pflegen oder zu vereinbaren. Das Ich kann sich noch allein am Du orientieren, das es aus dem Diesseits ins Jenseits retten konnte, falls es überhaupt irgendwann einmal darüber nachgedacht hat. Andernfalls löst es sich wohltuend verlierend in die Weiten der reinen Liebe auf.
wfschmid - 19. Juni, 05:00
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