Das andere Bewusstsein Folge 6
Buch UR Kapitel 1
In den ersten Stunden des frühen Morgens begibt sich Ur zur Arche der Prophetin. Sie hat ihm ein heiliges Buch versprochen, das ihm helfen sollte, seine Seele und seinen Geist zu vereinen, damit das Glück in sein Herz einzukehren vermag. Ur fühlte sich nicht unglücklich, bevor er die Prophetin zum ersten Mal traf. Diese aber sagte ihm, dass ihm das innere Licht dazu fehlt und er so keine Einsicht haben könne. Und er erfuhr von ihr, dass das Glück in der Einicht bestehe, so wie es in ihrem Buch der Weiseit geschrieben steht: "Das Glück ist die eine Sicht, dass alles eins ist." Ur wollte daraufhin mehr über dieses Buch in Erfahrung bringen. Und so brach er in den frühen Morgenstunden dieses ersten Sommertages auf, um sich auf den Weg zur Arche zu machen. Unterwegs sammelte er Beeren in seinem selbst geflochtenen Korb, denn er wollte nicht ohne Geschenk bei der alten Prophetin erscheinen. Gegen Abend endlich näherte er sich der Höhle der Einsiedlerin, die ihn bereits mit einem kleinen Abendessen erwartet. Danach begeben sie sich in die kleine Kapelle neben der Höhle, in der die alte Einsiedlerin haust. Nach ihrer Abendmeditation überreicht sie Ur die Bibel. Gleich im 1. Kapitel liest er über die Gebote des Lebens:
Erstes Gebot: Du sollst das Wesen einer jeden Erscheinung wahren, also alles genau wahrnehmen, sorgfältig betrachten, geduldig beobachten, eindeutig begreifen und sehr kritisch prüfen.
Zweites Gebot: Du sollst alle Eigenschaften einer Erscheinung unvoreingenommen und in großer Gelassenheit annehmen.
Drittes Gebot: Du sollst Dich stets einer Erscheinung gemäß angemessen verhalten und ein natürliches Verhälnis zu allem haben.
Viertes Gebot: Du darfst Dich niemals grundlos verhalten.
Fünftes Gebot: Du darfst Dich von niemanden nur als Mittel zu seinem Zweck einsetzen lssen.
Sechstes Gebot: Du sollst alles verantworten können, was Du verursachst.
Siebtes Gebot: Du sollst die Wirkungen Deines Verhaltens mit gutem Gewissen vertreten können.
Achtes Gebot: Du sollst stets den Umständen angemessen handeln.
Neuntes Gebot: Du sollst deine Methoden und Strategien sorgfältig auswählen und bescheiden einsetzen.
Zehntes Gebot: Du sollst über alles maßvoll entscheiden.
Elftes Gebot: Du sollst niemals die Flüchtigkeit allen Seins vergessen.
Zwölftes Gebot: Du sollst alles an seinem eigenen Ort belassen, weil nichts ohne Boden seine Höhe erreichen kann.
Ur schließt das heilige Buch des Lebens, um über das nachzudenken, was er gerade gelesen hat. Die alte Eremitin bemerkt seine Überraschung und fragt ihn nach dem Grund. "Ich habe die Gebote des Gottes erwartet und finde die Gesetze natürlichen selbstverständlichen Verhaltens!" Die Eremitin sagt zu ihm: "Ich kenne keinen Gott, der Menschen Gebote aufbürden würde! So etwas wünschen sich zwar manche Menschen in ihrer Hybris, aber alle Gebote dieser Art haben sie selbst erfunden!"
wfschmid - 26. Juni, 06:40
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