Selbst
Das Ich erfährt sich denkend als Selbst. Unser Gehirn denkt zuerst, bevor es redet. Das, was wir gewöhnlich als Denken bezeichnen, ist schon immer das Mitteilen von längst unbewusst Gedachtem.
Gewöhnlich aber haben wir doch den Eindruck, als wären wir es, die das alles zustande bringen. So betont Descartes geradezu "Ich denke, also bin ich." Die Überzeugung „Ich-Bewusstsein“ ist so tief in uns verwurzelt, dass jede Kritik daran erst einmal absurd erscheint.
Aber erinnern Sie sich. Die besten Einfälle sind Ihnen gleichsam zugeflogen. Sie mussten nur noch die Gelegenheit nutzen, um etwas daraus zu machen. Im Nacht- und Tagtraum gar haben Sie überhaupt keine Chance mehr einzugreifen. Da spielt das Hirn nun ganz offensichtlich ohne Sie.
Und was geschieht eigentlich im Augenblick? Ich schreibe. Genau genommen werden Ergebnisse der vom Gehirn durchgespielten Vorgänge versprachlicht, bewusst und sofort von mir aufgeschrieben.
Das Spielen des Gehirns wird fortdauernd als Ich bewusst. "Ich denke.", das bedeutet das Wahrnehmen eines inneren Geschehens des spielenden Gehirns.
Das Spiel des Gehirns vollzieht sich vielfach zugleich. Deshalb erfährt sich das Ich räumlich und zeitlich. Diese Raum-Zeit-Erfahrung erlebt es als seine Geschichte.
wfschmid - 16. September, 05:10
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