N.N. (1)
Es besteht bis heute kein Wissen darüber, wer diese Schrift, die ich hier abschreibe, usprünglich verfasst und hinterlassen hat. Erwiesen ist nur, dass sie Jahrtausende vor der Bibel entstanden ist. Trappisten haben diese alte Schrift etwa vor vierhundert Jahren gedruckt und vertreiben sie auch seit dieser Zeit. Ich habe eines der letzten Exemplare. Das sehr wertvolle und doch recht unscheinbare Exemplar ist mir in der kleinen Klosterbücherei der Abtei aufgefallen. Dort befand es sich völlig unauffällig zwischen alten Reclam Heften. |
Nicht nur der Titel "N.N." macht mich neugierig, sondern vor allem auch der für mich unerschwingliche Preis. Ich frage an der Kasse nach, ob es sich um einen Irrtum handle. Aber der Mönch dort erklärt mir mit leiser Stimme freundlich lächelnd, dass dieses kleine Buch unbezahlbar sei. "Deshalb befindet es sich ja schon seit vielen vielen Jahren im Regal!" |
Ich bedanke mich und während ich das Buch zurücktrage, kommt mir eine Eingebung. Ich gehe mit dem Buch zur Kasse zurück und bitte den Mönch, mir dieses kleine Buch als Geschenk für mich zu verpacken. Der Mönch versteht und nickt zustimmend während er das Buch für mich in Geschenkpapier einpackt, segnet und mir überreicht. |
Die Leute in der Warteschlange beobachten diesen Vorgang hoch erstaunt mit offenem Mund. Niemand sagt etwas. Trotz meiner Freude über das Geschenk wird mir das nun peinlich. Als ich weggehen will, hält mich ein Kunde auf mit den Worten "Warten Sie!" und drückt mir einen Fünf-Euro-Schein in die Hand. Völlig überrascht und total verlegen greife ich unwillkürlich nach dem Schein und verlasse fast fluchtartig den kleinen Buchladen des Trappistenklosters. |
(Fortsetzung folgt)
wfschmid - 5. Oktober, 05:55
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