N.N. (3)
Vorwort |
Vor langer Zeit leben Einsiedler, von denen keine Überlieferung erzählt, in völliger Abgeschiedenheit. |
Es sind die Namenlosen, weil sie in völliger Einsamkeit des Ichs ohne Selbst existieren. Sie verzichten auf jede Form des Anhaftens. |
Sie legen das Gelübde, alles loszulassen ab. Deshalb haben sie auch keine Namen und verfügen über keine Wörter oder gar Sätze. |
Und so verbringen sie ihre Tage in Schweigen. Sie verzichten auf jede Art von Zeichen, um sich zu verständigen. |
Sie betreiben Philosophie, indem sie malen und ihre Gedanken durch ihre Bilder zum Vorschein bringen. Ihre philosophischen Werke veröffentlichen sie als Musik. |
Sie kennen keine Gesänge und sie dichten durch die Komposition ihrer Bilder. Obgleich diese Einsiedler weder über Worte noch Zeichen verfügen, können sie sich hervorragend verständigen, indem sie einander empfinden und sich durch ihre Gefühle mitteilen. Weil sie keine Macht haben, da sie alles lassen, streiten sie nicht und hegen keine negativen Regungen. |
Diese Schrift beruht auf Eingebungen, welche uns diese Naturwesen geschenkt haben. In vielen Jahren der Abgeschiedenheit und Einsamkeit habe ich ihre Gedanken in Worte gefasst und aufgeschrieben, obwohl mir die Einsiedler deutlich machten, dass sich Gedanken in Worten verlieren. Ich habe es dennoch versucht. |
Ich gebe nur wieder, was in dieser geheimen Schrift von den Geboten der Natur geschrieben steht. Diese sind in Vergessenheit geraten, weil Wörterwesen nur die Bibel verstehen, die erzählt wie mit dem Wort am Anfang alles entstanden ist und wie durch vernichtende Worte alles wieder zerststört wurde. |
Zu viele Worte hüten ein Geheimnis. |
(Fortsetzung folgt)
wfschmid - 7. Oktober, 05:55
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