Spinnen im Kopf
Gleichgültig, als wie praxisrelevent oder praxisirrelevant sich die Philosophie eines Philosophen erweist, es bleibt, dass sie letztlich von ihrem Ansatz her insofern nahezu körperfeindlich ausgelegt ist, als sie das Denken fast ausschließlich als reine Kopfarbeit betrachtet. In seltenen Fällen wie etwa bei Spinoza werden zwar Gefühle einbezogen, aber es bleibt dabei, dass die Sprache des Kopfes nicht als Einheit mit der Sprache des Körpers gesehen wird. Körpersprache wird nahezu unabhängig von der Sprache des Denkens betrachtet. Es erscheint geradezu absurd, dass der Mensch mit der Entdeckung des Werkzeugs geradezu den „Kopf verloren“ hat. Paradoxerweise tritt als Folge der Spaltung einer Handlung in Denken einerseits und Verhalten andererseits eine Verselbständigung des Denkens und damit ein „Verkopfung“ ein, so dass im Kopf entschieden wird, was für den übrigen Körper gut sein soll. Zufolge solcher Verabsolutierung kommt es sogar zu einer medizinischen Metaphysik in Form von Computerprogrammen, die Operationsroboter steuern. Der Schulmediziner betrachtet den Menschen gleichsam als Cyborg und untersucht nicht mehr den Menschen ganzheitlich, sondern nur noch auf bestimmte Funktionen eines kybernetischen Organismus oder Mechanismus hin. Da ist es selbstverständlich nur eine Frage der Zeit, bis sich eine Gegenbewegung entwickelt und als Alternative Medizin wieder auf die Natur statt auf die Technik setzt. Merkwürdigerweise geht auch mit dieser Entwicklung eine kaum mehr nachvollziehbare Verkopfung einher, die mit der Erfindung des Geistheilers ihren vorläufigen Höhepunkt erfährt.
wfschmid - 27. Februar, 06:57
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