Nach innen sehen
Nach einigen Stunden gelangen sie an einen merkwürdigen Wegweiser. Auf diesem Schild steht "Kontemplation" zu lesen. Verstand: "Ich verstehe nicht, was das bedeuten soll. Zudem fehlt hier jegliche Angabe über die Entfernung!"
Seele: "Die Entfernung bestimmt Du selbst. Der Weg dorthin kann entweder sehr kurz oder sehr lang sein. Das hängt davon ab, welche Strecke Du wählst. In jedem Fall erreichst Du das Ziel nur dann, wenn Du den Weg nach innen wählst, denn nichts Anderes bedeutet "Kontemplation"!"
Verstand: "Von einem Weg nach innen war bislang nie die Rede! Ich wüßte auch gar nicht, wie das gehen sollte. Ich kenne nur den Weg geradeaus und davon erst einmal die Strecke von A nach B, also von zu Hause bis Klause!“
Seele: "Nicht einmal diesen Weg kennst Du, denn Du bist ihn ja noch gar nicht gegangen!"
Verstand: "Aber ich kann mir diesen Weg als Strecke sehr gut vorstellen!"
Die Seele lächelnd: "Siehst Du, jetzt sprichts Du auch von einem inneren Weg, denn als Vorstellung gibt es diesen Weg nur in Deinem Kopf. Und genau das besagt "Kontemplation", nämlich, dass wir unseren Weg von jetzt ab innen fortsetzen sollen!“
Der Verstand versteht nicht, was die Seele meint, und so erklärt sie ihm, wie er sich durch Versenkung, also tiefe Betrachtung auf den Weg nach innen begeben kann. Sie erzählt, dass das Bewusstwerden in höchstens sieben gleichzeitigen Prozessen ablaufen kann, weil das Bewusstsein nicht mehr als sieben Ereignisse zugleich erfassen kann. Und je mehr von diesen sieben Vorgängen zugleich aktiviert werden, desto tiefer verläuft auch das Bewusstwerden. Also "Kontemplation" führt von außen her bis auf den Grund des Bewusstseins. „Und allein in der Tiefe des Bewusstseins kannst Du das Wesen der Dinge erkennen!"
Der Verstand will natürlich wissen, welche sieben Prozesse die Seele meint. Und er erfährt, dass es sich um wahrnehmen, betrachten, werten, beobachten, ordnen, begreifen und regeln handelt. Selbstvertändlich möchte der Verstand ein Beispiel haben! Die Seele sagt ihm, dass sie es ihm nicht unnötig schwer machen möchte und deshalb ein Beispiel aus seinem Bereich wählt, nämlich das Entwickeln einer Formel.
"Bei einer Formel hast Du nämlich auch einen Weg markiert, der nur in Deinem Kopf existiert!
Beginnen wir also mit Wahrnehmen. Nehmen wir an, Du willst eine Entscheidung per Münzwurf herbeiführen und bestimmst, dass "Zahl" gewinnt. Du stellt Dir vor, bevor Du die Münze wirfst, dass die Münze auf das Bild bzw. Kopf oder Wappen fällt, also "Zahl" gewinnt. Du überlegst, dass das Fallen sowohl auf "Zahl" als auch auf "Wappen" genau gleich wahrscheinlich ist. Um die Wahrscheinlichkeit nun als Formel auszudrücken, musst Du Dir zuerst überlegen, wie sich der Fall zahlenmäßig ausdrücken lässt. Die Entscheidung, also gleichsam das Ganze, also 1, hängt genau von 2 Ereignissen ab. Zwei Ereignisse bilden die Teile der bevorstehenden Entscheidung, also 1 geteilt durch 2. Die Wahrscheinlichkeit w, dass die Münze auf "Kopf" oder "Zahl" fällt, beträgt also w = 1/2. Nimmst Du aber stattdessen einen üblichen Spielwürfel, um eine Entscheidung zu fällen, dann hast Du es mit 6 Ereignissen zu tun, weil der Spielwürfel 6 Augen hat. Jetzt beträgt die Wahrscheinlichkeit w =1/6.
Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Würfel auf eine bestimmte Zahl fällt, ist also sehr viel geringer als beim Wurf einer Münze. Wenn Du diese Fälle länger beobachtet hast, dann wirst Du begreifen, dass sich der Wahrscheinlichkeitswert zwischen "sicher" und "unmöglich" bewegt, und dass diese Bewegung von der Anzahl der Ereignisse abhängt, die daran teilhaben. So sind wir ganz sicher, dass die Sonne auch morgen wieder scheinen wird. Das eintreffende Ereignis 1 hängt nur von einem einzigen Fall ab, nämlich, dass die Erde sich auch weiter wie bisher um die Sonne dreht. Die Wahrscheinlichkeit, dass auch morgen die Sonne wieder aufgeht, ist w =1/1, also sicher. Dagegen beträgt die Wahrscheinlichket, dass die Sonne vom Himmel fällt = w= 1/0, da dieses Ereignis undenkbar ist. Und damit lässt sich besagter Fall auch allgemein, nämlich als Formel regeln: Die Wahrscheinlichkeit eines beliebigen Ereignisses ist w = 1/n, da n Möglichkeiten existieren. Wenn Du also zu einer Formel gelangen willst, musst Du die zu formalisierenden Vorgänge allgemein lösen, indem Du allgemeine Zahlen benutzt!"
Verstand: "Was wolltest Du eigentlich zeigen?"
Seele: "...dass es einen inneren Weg gibt, auf dem wir das Wesen von etwas schauen können! Das Wesen der Wahrscheinlichkeit besteht im Verhältnis einer Möglichkeit und zu der in ihr angelegten Wirklichkeit.“
wfschmid - 10. März, 05:10
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