Im Gegensatz zur Richtigkeit lebt Wahrheit vom Glauben. Wahrheit lässt sich also nicht gedanklich herstellen und somit auch nicht logisch beweisen. Wahrheit offenbart sich, um geglaubt zu werden. Wahrheit ist nicht für jene da, welche etwas wissen wollen. Wahrheit braucht Geschichten und keine Definitionen, um aufgenommen werden zu können. Der Wahrheitsgehalt hängt einserseits von seiner Glaubwürdigkeit ab, andererseits von der Glaubenskraft des Gläubigen.
Analog zu den Phasen des Bewusstwerdens, um nachdenken zu können, existieren Phasen des Bewusstwerdens, um glauben zu können:
o Wahrnehmen,
o Betrachten,
o Hoffen,
o Lieben,
o Glauben.
Sinnesreize, die ins Gehirn gelangen, bewegen sich als Impulse durch verschiedene Areale des Großhirns. Visuelle Reize bewegen sich beispielsweise in der Sehrinde des Hinterkopfs. Die Bewertungen werden dem Schläfenlappen zugeführt und dort in Sprache überführt. Die Impulse erfahren gefühlte Bedeutungen. In den tieferen Regionen dieses Hirnlappens werden Wut, Ekel, Glück oder auch Gleichgültigkeit ‚wach’. Das Ziel der Sinnensimpulse sitzt noch ein kleines Stück tiefer in einem Gebilde, das wegen seiner Form Hippocampus („Seepferdchen“) genannt wird. Im Hippocampus werden gleichsam Spreu und Weizen getrennt, indem nur das ausgewählt wird, was wichtig erscheint. Der Hippocampus ist wie ein Regler oder Zensor, der entscheidet, was bewusst werden darf. Zu viel Dopamin führt wahrscheinlicher zu Visionen oder Halluzinationen, zu wenig aber zur Fantasielosigkeit und Entscheidungsunlust.