Ich fühle, also bin ich da : ein Beispiel
Der Beruf des Lehrers dürfte der einzige Beruf sein, zu dem das Existieren wesentlich gehört. Der Lehrer, der mit seinen Schülern nicht einen gemeinsamen Raum betritt, um Sein zu gestalten, ist für die Schüler auch nicht für sie da! Deshalb greifen Schüler solche abwesenden Lehrer bevorzugt an. Wer sich als Lehrer bemüht, für seine Schüler auf diese Weise da zu sein, wird kaum mit aggressiven Schülern zu tun haben oder deren Herausforderungen nicht gleich als Aggressionen auslegen.
Natürlich gibt es Situationen, in denen man gezeigt bekommt, wie ernst man es tatsächlich meint. So erinnere ich mich an eine derartige Situation, die ich in einem Oberstufenkurs "Psychologie" im Förde-Gymnasium erlebte. Ich betrat den Klassenraum und traute meinen Augen nicht. Da lag ein Schüler ausgestreckt auf dem Tisch des Lehrers, den Kopf gemütlich in den angewinkelten Arm gestützt und schaute mich lächelnd an. Aber meine Intuition war schneller als meine Emotion und meine innere Stimme warnte mich: "Sag' jetzt bloß nichts!! Beginne ganz normal den Unterricht!". Gesagt, gehört, getan! Der Schüler blieb die ganze Stunde so liegen. Das trieb er einige Stunden so, bis er dann in einer Stunde aufsprang und laut sagte. "Scheiße, das bringt nichts!" Recht hatte er und zudem war es für ihn auch ziemlich anstrengend. Ich habe ihn nie darauf angesprochen. Das gegen-seitige Anlachen kommentierte die Situation am besten.
Solche Situationen kann man als Lehrer nicht vorhersehen. Es gibt auch keine Strategien für so etwas. Aber es gibt die Intuition für eine gute Auflösung.
wfschmid - 21. August, 05:40
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