Ein Wort schränkt sich ein
Sobald sich ein Wort auf einen Satz einlässt, muss es sich einschränken.
Ein Satz schreibt einem Wort vor, welche Aufgabe es innerhalb dieses Wortbündnisses zu übernehmen hat.
Diese Vorschriften sind älter als Sätze. Sie sind aus frühesten Erfahrungen im Umgang mit Worten entstanden.
Jedes sprachbegabte Lebewesen erlernt solche Vorschriften von neuem aufgrund erster eigener sprachlicher Erfahrungen.
Ein Satz ist ein Angebot offener Stellen zur Besetzung von Worten mit geeigneten Bildern. Erfolgreiche Bewerbungen weisen Bilder auf, die zu der vom Satz vorgesehenen Geschichte passen.
Wird von einem von einer Idee diktierten Satz eine Geschichte über Regen vorgesehen, dann kann sich das Wort Regen entweder als Subjekt, Verb oder als Objekt bewerben.
Ein Wort, drei Bewerbungen:
1. Endlich stillt Regen das durstende Land.
2. Nach Wochen der Dürre regnet es endlich.
3. Schwere Wolken ziehen über das dürre Land und bringen endlich Regen.
In allen drei Fällen schränken die Sätze das Wort Regen auf „flüssiger Niederschlag“ ein.
Die Vieldeutigkeit eines Wortes und die Vielzahl seiner unterschiedlichen Bilder wird durch einen Satz erheblich eingeschränkt.
wfschmid - 21. September, 05:25
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