Worte werden zu Begriffen
Während des Erfassens von Texten geht es vor allem um Verstehen.
Verstehen ist aber eine Angelegenheit des Verstandes, vollzieht sich demnach als Bildung von Begriffen.
Bei wissenschaftlichen Texten müssen Begriffe dagegen eher auf ihre ursprünglichen Bilder zurückgeführt werden.
Sowohl für künstlerische als auch für wissenschaftliche Texte gilt:
Begriffe sind versprachlichte Innenbilder des Verhaltens oder Handelns.
Begriffe verstehen heißt klare Vorstellungen von dem haben, was geschieht oder geschehen wird.
Begriffen wird zwar mit dem Verstand, erlebt oder erfahren aber mit der Vernunft!
Der Verstand schreibt das Drehbuch oder “pictureboard”, die Vernunft hat die Idee dazu und inszeniert sie.
Wie das funktioniert wollen wir an der Dreiteilung eines rechten Winkels aufzeigen.
Schritt 1: Wir ziehen um A einen Kreis mit einem von uns gewählten Radius, der die beiden Schenkel in B und C schneidet:

Schritt 2: Wir ziehen einen Kreis um B mit Radius AB, der den ersten Kreis in E schneidet.

Schritt 3: Um C ziehen wir denselben Kreis, der den ersten Kreis in D schneidet.

Schritt 4: Wir verbinden E und D jeweils mit A und erhalten die Geraden AE und AD bzw. deren Verlängerungen.
Die Geraden teilen den rechten Winkel in drei Abschnitte zu je 30°.

Die linkshemisphärische Beschreibung verläuft zwar synchron zur rechtshemisphärischen Abbildung, aber die gesamte Darstellung beruht auf reiner Imitation.
Es wird etwas gemacht, ohne zu wissen, warum so vorgegangen werden muss.

Übrigens könnte auch auf die Abbildungen dann verzichtet werden, wenn eine entsprechende Vorstellungskraft in der Lage ist, angemessene Innenbilder zu erzeugen.
Eine innen- oder außenbildgerechte[1] Textgestaltung sagt übrigens noch nichts über die Qualität des zugrundeliegenden Denkprozesses aus.
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[1] Außenbilder sind sinnlich vernehmbare Ereignisse
wfschmid - 25. September, 05:00
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