Was heißt Denken?
Bilderleben beginnt zwar mit einfachen Außen- oder Innenbild-Text-Zuordnungen, aber Identifikationen bereiten Denken nur vor. Wenn ich sage “Dieser Baum ist ein Kastanienbaum.”, dann identifiziere ich, aber denke noch nicht.
Allerdings wird mit einer Zuordnung wie zum Beispiel Baum = Kastanie schon eine wichtige Vorentscheidung getroffen, denn nicht jedes Bild eignet sich für einen Denkprozess.
Obgleich “Kastanie” sogar ein Begriff ist, also intersubjektive Bedeutung hat, eignet sich dieser Begriff nicht als Begriff zum Denken:
Die Kastanien (Castanea) oder Edelkastanien sind eine Gattung in der Familie der Buchengewächse (Fagaceae). Die Gattung ist mit etwa zwölf Baum- und Straucharten in der nördlich gemäßigten Zone verbreitet. In Europa ist nur die Edelkastanie (Castanea sativa) heimisch.[1]
“Kastanie” ist ein deskriptiver und kein analytischer Begriff.
Der Verstand vermag sich zwar mit diesem Begriff zu befassen, aber umgekehrt löst dieser Begriff wie alle deskriptiven Begriffe keinen Denkprozess aus.
Wenn ich etwas charakterisiere (beschreibe), ist der Verstand zwar tätig, aber er denkt noch nicht.
Ein Begriff, der den Verstand zum Denken veranlasst, muss mindestens eine von den Sinnen unabhängige Struktur zum Inhalt haben, also ein allgemeines, analytisches (und kein konkretes deskriptives) Bild.
Eine vornehmlich intuitiv sinnlich geregelte Analyse ist eine systematische quantitative Beschreibung, bei der das beschriebene Objekt oder Subjekt in seine Bestandteile zerlegt wird und diese anschließend geordnet, untersucht und ausgewertet werden, wobei das Ganze als Beziehungsgefüge (Vernetzung der einzelnen Elemente) nicht außer Acht gelassen werden darf.
Eine vom Verstand geregelte Analyse ist eine systematische qualitative Untersuchung, bei der das untersuchte Objekt oder Subjekt durch seine wesentlichen Funktionen erfasst und definiert wird, wobei das Ganze als Regelung oder Steuerung berücksichtigt werden muss.
Eine quantitative Analye des Dreiecks:
Ein Dreieck (lateinisch: triangulum) ist eine geometrische Figur. Es handelt sich innerhalb der euklidischen Geometrie um die einfachste Figur in der Ebene, die von geraden Linien begrenzt wird. Die Begrenzungslinien bezeichnet man als Seiten. Innerhalb dieser Begrenzung spannen sich drei Winkel, die sogenannten Innenwinkel auf. Die Scheitel dieser Winkel bezeichnet man als Eckpunkte des Dreiecks.
Eine qualitative Analyse des Dreiecks:

Paradoxerweise erfolgt der Nachweis einer qualitativen Analyse oft nur quantitativ durch Messung.
Der deskriptive Begriff beschreibt ästhetisch, der analytische Begriff argumentiert bzw. beweist logisch.
“Argumentatio” (lat.) ist ein Verfahren, bei dem die Wahrheit eines Satzes durch die Zurückführung auf bereits als wahr Anerkanntes[2] sichergestellt wird.
Demnach kann gesagt werden: Denken findet statt, sobald das Bilder-Leben der Vernunft durch das Bild-Erleben des Verstandes focussiert (scharfgestellt) wird.
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[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Kastanien
[2] Als anerkannt gilt der auf Pythagoras zurückgehende Höhensatz des Euklid: Wenn ein Dreieck rechtwinklig ist, dann hat das Höhenquadrat zur Hypotenuse denselben Flächeninhalt wie das Rechteck aus den beiden Hypotenusenabschnitten.
wfschmid - 26. September, 05:10
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