Unilogo

15
Okt
2011

Logik des Vorscheins

 
Die Logik des Vorscheins oder auch Logik des Mythos ist wie Platon das im Höhlengleichnis beschreibt ein Weg zum Licht, der schrittweise durch natürliche Spiegelungen führt. Diese Spiegelungen wurden beschrieben als:

I.   (Hören, Sehen, Riechen, Schmecken, Tasten) = bemerken
II.  (bedenken, besinnen, verweilen) = betrachten
III. beobachten
IV. bewerten
V.  begreifen (verstehen)

1. Das Betrachten dessen, das wir bemerken, weil dessen Auffälligkeit unsere Aufmerksamkeit erregt oder sein unerwartetes Erscheinen uns überrascht, hält uns noch in der sinnenfälligen Wirklichkeit fest. Während dieses Aufenthalts sind wir vor allem damit beschäftigt, die Dinge um uns zu identifizieren und als gesichert auszumachen, um uns vor unliebsamen Ereignissen zu schützen.

2. Aber unsere Neugier schickt uns auf den Weg, indem sie uns das, was sich ereignet, unter einem anderen oder vielleicht sogar völlig neuen Aspekt beobachten lässt.

3. Aufgrund anderer Zusammenhänge und unter Einbeziehung unserer Erfahrungen gewinnen wir eine andere Einstellung. Und es verändert sich vielleicht auch unser Gefühl dafür.

4. Wir begreifen, dass sich unser Verhältnis dazu und somit wahrscheinlich auch unser Verhalten im Umgang damit verändert.

Der Weg durch die Welt der Spiegelungen wird um so schwieriger, je höher er gelegen ist. Da das Betrachten beim jeweils erreichten Aussichtspunkt aufgenommen werden kann, wechselt das Bildererleben sehr bald in sehr abstrakte Innenbilder.

Beginnt man beispielsweise bei der Wirklichkeit als solchen, dann ergeben sich folgende Wegmarken auf der spiralförmigen Bewegung nach innen zum Wesenskern:

- Wirkliche Wirklichkeit
- Mögliche Wirklichkeit
- Wirkliche Möglichkeit
- Mögliche Möglichkeit

Im folgenden Beispiel wird dieser Weg von innen nach außen vollzogen:

Von Geburt an hat das gesund geborene Kath­rin­chen die Möglichkeiten, alles zu werden (mögliche Möglichkeiten).

Aufgund von Erziehung und Bilden zeigen sich die wirklichen Möglichkeiten.

Während der Schulzeit kristallisieren sich aufgrund von Intelligenz, Begabung und günstigen Umständen die möglichen Wirklichkeiten durch die Entscheidung für ein bestimmtes Studium heraus.

Durch die Wahl eines bestimmten Berufes kommt Kathrin in ihrer Wirklickeit an, in der sie sich Tag für Tag aufs Neue verwirklichen muss.

Der Weg nach innen beginnt an unterschiedlichen Stellen, weil die Begabungen sehr verschieden sind.

Das Bilderleben bestimmt, wann aufgebrochen wird. Genauer gesagt ist es jener vorbewusste Gedanke, welcher auf sein Bild wartet, damit er sich darin zeigen kann, voausgesetzt, er hat Lust, im Bilderleben mitzuspielen.

Gedanken sind meistens unartige Kinder einer unartigen Erfahrung, die sich von anderen missachtet fühlen. In besonderen Einzelfällen sind sie nur ehrgeizig und wollen es allen zeigen. Meistens sind sie dann schöpferisch kräftig und schaffen übergewichtig.

Der Gedanke, der sich hier ins Werk setzt, hat gerade herausgefunden, dass sich die Vernunft anders in Szene setzen muss als der Verstand.

Die Vernunft mag das vor Anstrengung durchgeschwitz­te Reden des Verstandes nicht, sondern bevorzugt das leichte, gut gefühlte Sagen, welches das Gehirn wie ein sanfter Windhauch durchfrischt und die Seele wieder freier atmen lässt.

Die künstlerische Vernunft muss sich jedoch gegen eine aggressive Logik des Verstandes behaupten. So nutzt sie die helfenden Schwingungen der Transmission, um den Verstand zum Mitspielen einzuladen.

Damit kann der Verstand etwas anfangen, denn er vermag die Schwingungsdauer der geistigen Initiation im Verhältnis zur Amplitude der Emotion zu verstehen und neuronal umzusetzen.

Leidenschaftlich gern würde er nun seine Leistung in einer neurophysikalischen Formel zum Ausdruck bringen und die harmonische Transmissions-Frequenz der Künstlerin als Kehr- wert der Periodendauer (= Schwingungsdauer) mathematisch in Szene setzen.

Aber die Vernunft, die nach Höherem strebt, verweigert ihm dieses Vergnügen.

Der Verstand kennt die Vorfahrtsregeln im neurona­len Verkehrsnetz zu genau, um eine Übertretung zu wagen.

Und die Vernunft wird im Augenblick zudem noch durch mythisches Blaulicht einer vorandrängenden Leitfrage durch das Netz geleitet. Es ist die Frage nach der Logik des Vorscheins.

Der Verstand hält inne und erfährt die Bewegung der künstlerischen Vernunft als eigentümlich erzähltes Bilder-Leben, und zwar in einer Sprache, die er sich erst noch aneignen muss.

Wie aber bewegt sich die Vernunft nun durch das neuronale Netz?

Aus der Sicht des Verstandes geschieht das auf jeden Fall unüberlegt. Schließlich denkt man nicht in Bildern, sondern in Begriffen.

Die Vernunft dagegen hält Begriffe wiederum für unzumutbare Verkürzungen. Sie betrachtet den Verstand als verarmt im Geiste, obgleich sie andererseits dessen Fähigkeit, auf einfache Weise Ordnung zu schaffen, bewundert.

Aber es kommt unweigerlich zur Katastrophe, sobald der Verstand dominiert und alles Vernünftige zu unterdrücken versucht.

Die im Gehirn angelegte Widersprüchlichkeit zwischen Vernunft und Verstand zwingt der mensch­lichen Existenz ständig die Notwendigkeit einer Einigung auf.

Da solche Einigung selten in kurzer Zeit zustande kommt, ist die Vernunft wieder einmal unterwegs, um den Verstand endlich einmal zu veranlassen, darüber nachzudenken, auf welche Weise sich Wissenschaft künstlerisch gestalten lässt. Dieser versucht nämlich umgekehrt, sich aufzudrängen und die Kunst wissenschaftlich zu definieren.

So hat sich die Vernunft erneut mit dem Verstand verabredet, um zu versuchen, dieses Problem zu lösen. Laut Verabredung trifft sie sich mit ihm in der Werkstatt der Vorgaben. Dieser Treffpunkt erscheint ihr aus zwei Gründen als besonders geeignet.

Erstens liegt dieser Ort in einem Areal, in dem die Vorgaben für Vernunft und Verstand gleichermaßen entstehen. Zweitens handelt es sich als Zuständigkeitsbereich der Seele um eine versöhnliche Gegend, in der oft Einigungen durch Synchronisation erzielt werden.

Die Zeit bricht zu einer Tageszeit auf, in der sie sich noch besonders leicht tut. Es ist noch früh morgens, als sie sich auf den Weg macht. Noch unbelastet von den Verpflichtungen des Alltages geht es zügig voran. Es herrscht noch kaum Verkehr im neurona­len Netz. Nur wenige störende Gedanken kommen ihr entgegen. Zudem nimmt die Vernunft die Abkürzung über die Emotion.

Die Vernunft ist sehr erstaunt, dass die üblichen Grenzkontrollen in diesem Augenblick nicht stattfinden und sie ohne Verzögerung durch die üblichen Bedenken in das Innere der Seele eingelassen wird.

Der Verstand ist bereits anwesend, und es scheint ihm sichtlich peinlich, im intimen Bereich des Eros angetroffen zu werden. Jedenfalls gibt der Verstand unentwegt vor, Triebe und Gefühle strikt abzu­leh­nen.

Der Verstand überspielt seine Verlegenheit mit angenehmer Freundlichkeit und lädt die Venunft ein, sich sein Bild von ihr zu betrachten. Er ist stolz darauf, dass es ihm endlich gelungen ist, die Vernuft als “control circuit” darzustellen.

Die Vernunft, sichtlich überrascht über dieses Zugeständnis des Verstandes, betrachtet dieses Bild eingehend.
 

Seit 20 Jahren BEGRIFFSKALENDER

Prof. Dr. habil Wolfgang F Schmid

Grundsätzliches (www.wolfgang-schmid.de)

 

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