Selbst-Beobachtung
Für die Vernunft ist es eine neue Erfahrung, nicht nur sehen, sondern nun auch wahrnehmen zu können. So war sie noch nie in der Lage, sich beim eigenen Denken zuzusehen.
Aber nachdem sie einige Erfahrungen mit der Beobachtung des Denkens machen durfte, entdeckt sie natürlich auch, dass sie in Wahrheit mehr die Arbeit des Verstandes und weniger die eigene wahrnimmt.
Die Vernunft aber korrigiert sich sogleich:
Nein, es ist vielmehr das Zusammenwirken von Vernunft und Verstand, das sie geistig sehen darf. Während die Vernunft dieses Zusammenspiel betrachtet, versteht sie eigentlich gar nicht mehr ihre Konflikte mit dem Verstand, da sie nun sie beide als Einheit empfindet.
Unglaublich, sie kann jetzt auch ohne Schwierigkeiten mit der Definition zusammensein. Deshalb nimmt sie auch sehr gern deren Einladung zu einem Bummel durch die Sprachbildung an.
Der Verkehr, der an dieser neuronalen Stätte herrscht, ist unglaublich. Es existieren viele Schnittpunkte großer neuronaler Verkehrswege. Der Vernunft wird schlagartig klar, dass sich hier niemand ohne die vom Verstand geschaffene Verkehrsordnung zurechtfinden könnte. Zu ihrer Freude entdeckt sie die Vorfahrtsregel “Bild vor Wort”. Das bedeutet, dass man nichts zu etwas sagen darf, zu dem man kein Bild hat. Ohne diesen verbindlichen Zusammenhang ist es unmöglich, auch nur eine der vielen verkehrsreichen Strassen zu überqueren.
Um sich möglichst schnell gut und sicher bewegen zu können, erkundigt sich die Vernunft nach einer gebündelten Fassung von Verkehrsregeln für die neuronalen Netze. Die Definition überreicht ihr ein Regelwerk, das sie Grammatik nennt. In diesem Werk erfährt die Vernunft sehr schnell, wie man sich ausdrücken muss, um sich im neuronalen Netz, ohne sich zu verirren, fortbewegen zu können.
wfschmid - 20. Oktober, 05:35
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