Wenn nicht innen, dann außen!
Vernunft und Verstand sind sich einig, dass ihre enge Verbindung auch einen Namen braucht. Sie sind sich im Klaren darüber, dass “Vernunft” und “Verstand” oft synonym gebraucht werden. Da ein Doppelname für sie nicht in Frage kommt, überlegen sie, wer bei ihrer Quasi-Eheschließung den Namen von wem übernehmen soll. Sie einigen sich auf den gemeinsamen Namen “Vernunft”.
Die Definition erweitert aufgrund dieser Entscheidung die Bestimmung der Vernunfttätigkeit um die verstandesmäßigen Komponenten:
- wahrnehmen,
- betrachten,
- ordnen,
- beobachten,
- begreifen (definieren),
- ausweisen (beweisen).
Beide stimmen zu und geben sich damit gleichsam das Ja-Wort.
Aber sie erfahren nicht nur eine erweiterte Bestimmung, sondern damit auch zugleich eine Bewusstseinserweiterung. Beide fühlen sich wie zwei Goldfische in einem Glas, die darüber spekulieren, ob es noch eine Welt außerhalb ihres Gefäßes geben könnte.
Und so empfindet sich die Vernunft alias Verstand und umgekehrt in dem, was sie treibt, unversehens von außen her maßgeblich bestimmt. Sie entdeckt, dass sie überhaupt nur dann existiert, wenn und solange sie jemand (ge)braucht. Sie wird beispielsweise durch einen Text bewegt, den jemand denkt oder schreibt.
Trotzdem beharrt sie darauf, dass sie dem Autor den Text diktiert und nicht etwa umgekehrt der Autor ihr vorschreibt, was sie zu tun oder zu lassen hat.
Wenn zwischen ihr und dem Autor eine gute Beziehung besteht, dann ist die Quelle ihrer schöpferischen Ideen unerschöpflich. Natürlich ist sie auch jederzeit zu einem inneren Dialog mit ihm bereit. Sie empfindet ihre Außenkontakte als sehr hilfreich, zumal seit sie entdeckt hat, dass eine von ihr vorgestellte Innenwelt nicht existiert.
wfschmid - 27. Oktober, 05:15
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