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Im Gegensatz zum Verstand vermag die Vernunft weit über den eigenen Ursprung hinaus in das Werden zurückzusehen. Sie nimmt wahr, dass sich der Verstand etwa vier Äonen später als die Vernunft entwickelte. Der Verstand wurde gezeugt, als das Tohuwabohu seine Vollendung in der größtmöglichen Unordnung durch die Information der Entropie von seiner gegenwärtigen Kehre[1] erfährt. So erreicht ein Weniger, das immer mehr wird, eine Grenze, an der es nicht mehr weniger zu werden vermag. Da es aber als Weniger weiterhin mehr wird, kehrt es sich durch Grenzüberschreitung in sein Komplement um und wird zum Mehr, das immer weniger wird. Aufgrund der Information von der ewigen Wiederholung des immer Gleichen verlieren sich die möglichen Möglichkeiten in wirklichen Möglichkeiten, die wiederum während eines weiteren Äons zu möglichen Wirklichkeiten werden. Diese gehen aufgrund des Gesetzes der Entropie durch besagte Wiederholung des immer Gleichen wiederum in wirklichen Möglichkeiten auf, bis auch diese erneut in mögliche Möglichkeiten zurückfallen und ein neuer Zyklus des Entstehens und Vergehens beginnt. Aber die Zyklen der Wiederholung des immer Gleichen unterliegen gleichfalls der Entropie und verdichten sich als zunehmendes Auflösen, bis an einem Punkt der kritischen Grenze das vollkommene Verdichten des Auflösens das Universum als fortwährendes Auflösen des Verdichtens durchbricht. Da dieses innerhalb eines Äons geschieht, entsteht bei endlichen Wesen ein Vorscheinen scheinbarer Unendlichkeit. Da dieser schöpferische Vorgang nicht eindimensional gedacht werden kann, sondern multidimensional zu denken ist, geschieht das Ganze zugleich als zunehmendes sich Vervielfachen des Vereinfachens, das durch weitere kritische Grenzmomente zu einer Unzahl (nicht benennbaren) Zahl von Universen führt. In jedem dieser Universen hinterlassen die geschilderten paradoxen Prozesse deutliche Spuren. “Alle entsteht und vergeht, vervielfacht und vereinfacht sich bzw. löst sich und verdichtet sich zugleich!”, endet die Vernunft ihre Rückschau, und sie ergänzt noch: “Dass sich dabei alle Unordnungen in Ordnungen verkehren, lässt das Entstehen von Verstand unvermmeidbar erscheinen.
Der Verstand verkraftet nur schwer, dass er seine Existenz einem Zufall des Chaos verdankt.
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[1]εντροπία [entropía], von εν~ [en~] – ein~, in~ und τροπή [tropē] – Wendung, Umwandlung steht für: Kehre zufolge einer Grenze der möglichen Möglichkeiten.
wfschmid - 21. November, 05:10
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