Streit [1]

Nachdem der Verstand die beeindruckende Darstellung der Vernunft erfahren hat, empfindet er sich als Teil ihrer Intuition. Dahinter steckt keineswegs Selbstaufgabe, sondern vielmehr sowohl das Bedürfnis nach Geborgenheit in Einheit als auch der Wunsch nach einem Zugang zur ursprünglichen Quelle.
Die Intuition aber spielt nicht mit. Sie will die ihrem Empfinden nach schizoide Rolle nicht spielen. Ihr Gegenvorschlag: es doch bei der Dreiheit (Tripel) von Vernunft, Gefühl und Verstand zu belassen, denn sie hat keinerlei Probleme, als Gefühl zwischen Vernunft und Verstand zu vermitteln. Die Intuition empfindet die Auseinandersetzungen zwischen beiden durchaus als produktiv. Zudem ernährt sich die innere Stimme aus dieser Auseinandersetzung (Streit).
Gleichzeitig aber tröstet die Intuition den Verstand damit, dass doch hinter der Grenze ohnehin die ‘Karten neu gemischt’ werden. “Hinter dem Horizont werden wir ohnehin als umgekehrtes Sein gemeinsam!” So bleibt für den Verstand eine innige Vereinigung mit der Vernunft vorerst eine Utopie. Die Vernunft versucht den Verstand damit zu trösten, sich doch nur einmal vorzustellen, was geschehen würde, wenn Wissen im Glauben oder die Wissenschaft in der Kunst aufgehen würde.
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[1] „Πόλεμος πάντων μὲν πατήρ ἐστί” (Heraklit): “Der Kampf ist der Vater aller Dinge”
wfschmid - 22. November, 05:20
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