Unterbewusstsein
Das Unbewusste beginnt an der Grenze zu den möglichen Wirklichkeiten. Diesen Möglichkeiten geht das Spiel der wirklichen Möglichkeiten voraus. Während dieses Spiels entscheiden die Lebenslinienrichter des Instinkts über Möglichkeiten und Grenzen der Intuition. Innerhalb des Zeitraums der Entscheidung gilt allein die Algebra der Natur, das ist die von allen Kulturen und jeglichem Einfluss eines Gewissens unabhängige Lehre vom Vergleichen. Dadurch wird Gleiches erkannt und von Ungleichem unterschieden. Allen Wesen ist dieses Vermögen zueigen. Deshalb wenden sie alle Gleichungen an. Deren Urformen und Gestaltungen werden eingeprägt und zu Mustern des Verhaltens ausgeprägt. Da vor allen Anfängen nur Energie ist und die Natur Information = Energie ist, existieren allein als Spiel des Zufallens die Bewegungen des Bindens und Lösens, des Gebens und Nehmens. Günstige molekulare[1] Beziehungen setzen sich durch, ungünstige dagegen verlieren sich. Da chaotische Beziehungen von Mikrosomen[2] nicht bestehen können und ausfallen, fallen geordnete kleinste Teilchen einander zu, und Verbände vereinigter Teilchen schwingen in dynamischen Bündnissen, die sich schließlich als Materie organisieren, um noch dauerhafter aneinander haften zu können. Aber die mächtigen Kräfte des Bindens und Lösens finden die Zeit, die das Anhaftende wieder loslassen lässt, um in Bewegung bleiben und weiterhin zufällig werden zu können. Zufälliges Werden bleibt das alleinige schöpferische Entstehen und vernichtende Vergehen.
Die große Liebe der Natur gehört dem Widerspruch als Einheit des Gegensätzlichen. Jeder Moment und jedes Moment natürlichen Werdens ist immer zugleich sein Gegensatz. Nichts entsteht, ohne gleichzeitig zu vergehen, und nichts lebt, ohne gleichzeitig zu sterben. Die Zeit widerspricht sich, indem sie keinen Raum für den Augenblick lässt. Von dieser Gegensätzlichkeit wird später dann auch das vernunftbegabte, haltlose Wesen getrieben, das selbst im Toten noch Leben für möglich hält.
Ohne diesen Widerspruchsgeist würde das vernunftbegabte Wesen dem Gesetz des Werdens nicht folgen und seine Natur gegen die Natur zu bewahren suchen. Die vorherbestimmte Katastrophe des Untergangs bliebe ohne Trieb nach ständig Mehr aus.
So vereinigen sich erfolgreiche Mikrosomen zu Atomen, die sich als Moleküle organisieren, die durch chemisches Binden zusammenhalten und aus gestalteten Organismen wiederum Biomoleküle bzw. chemische Substanzen organisieren. Bei allen Gestaltungen bleiben die Formen schwingender minimaler Teilchen erhalten. Das ‘Urvergnügen’ tanzender Mikrosomen verführt jede Materie dazu, sich wieder aufzugeben, um in Energie zu verfallen.
Auch die Information allen Werdens ist nicht frei davon. Als Meer möglicher Möglichkeiten sind enthaltene Wahrscheinlichkeien wirklicher Möglichkeiten ‘lebendige ‘Geister’, die ihresgleichen suchen. Sie begegnen sich als Ereignisse. Um ereignen zu können, ernähren sie sich von Zeit. “Gleich und gleich gesellt sich gern!” Nach dieser naturalgebraischen Regel suchen Ereignisse gleichgesinnte, um sich mehren zu können. Sie nutzen Botenstoffe, um Anzeigen gesuchter Verbindungen aufzugeben. Boten, die ihre Nachrichten überbringen, nennen sie Träger oder Vektoren[3]. Ein Vektor bewegt sich, unabhängig davon, welcher Möglichkeit er angehört, als Widerspruch von Vergangenheit und Zukunft. Da im positien Fall die Richtung “Zukunft” dominiert, wird er getrieben, sich vorwärts zu bewegen. Im Gegensatz zur Welt des Bewusstseins sind im Unterbewusstsein alle Vektoren gleich angezogen. Der Vektor hat es so nicht schwer, gleich Gesinnte zu finden. Von ihren Charakteren her aber handelt es sich um unterschiedliche Möglichkeiten. Ziehen sich zwei Möglichkeiten an und gehen sie eine Verbindung ein, dann ensteht daraus eine schöpferische Idee zu einer wirklichen Möglichkeit.
Da Verbindungen zwischen Millionen von neuronalen Möglichkeiten bestehen, die alle weiter streben, vermögen sich viele durchzusetzen und als wirkliche Möglichkeiten bewusst zu werden. Diese erhalten ihre Verbindungen zu ihren Vorfahren aufrecht und schaffen so eine erinnerungsfähige Vergangenheit. Obgleich diese jedes Bewusstsein dauerhaft prägt, bleibt es für dieses ohne besondere Zugangsmethoden jedoch unerreichbar.
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[1] lat.: molecula “kleine Masse”
[2] aus μικρός “klein” und σώμα “Körper”
[3] lat: vehi “Tragen”
wfschmid - 30. November, 05:00
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