Anfang, Beginn vom Ende
© urs
In den Anfängen ihres Werdens erscheint Vernunft als unmittelbar reagierendes Moment des sinnlich Erfahrenen. Natürliches Erleben unaufhörlichen Schwunds zwingt instinktiv in die Notwendigkeit, sich festzuhalten. Aus gerade verfügbarem Material entstehen spontan urtümliche Formen. Völlig ungefiltert gestaltet augenblickliches Formen unverbildet Anschaubares erfahrenen Glücks oder Unglücks. Erinnern findet sich in Skizzen auf Wänden oder in unmittelbar nachgebildeten Formen. Das Entschwindende bleibt und lässt wildem Fühlen Zeit, sich zu bezähmen. Umgebende, bleibende Formen und Gestalten schaffen die Vertrautheit und Geborgenheit eines Zuhauses. Die Rückkehr in geformtes, gestaltetes Erleben schafft Vergleiche zwischen unterschiedlich erfahrenen Zeiten. Leichteres gestern als schwereres heute bringt abends das Fragen ins Spiel. Durch Vergleichen gewinnt die unberührte Vernunft allmählich einschätzbarere Möglichkeiten des Verhaltens. Aber naives, unbedachtes Beobachten stellt auch zufällig Zusammenhänge her, die eigentlich gar nicht existieren. Der Glaube wird geboren, das Unglück fehlerhaften Verhaltens lässt sich delegieren und befreit vom durchaus noch gefühlten selbstverschuldeten Tod des anderen währen der Jagd. Nicht mehr taugliche Jäger versuchen ihren eigenen Vorteil an der Beute zu gewinnen, indem sie geträumte Ahnungen gegen Teilnahme am Eingebrachten anbieten.Von den Anfängen der Vernunft ist nichts überliefert. Die frühe Kunst zeugt von großen gestalterischen Fähigkeiten der mit Vernunft ausgestatteten Tiere. Sie sehen zwar wie Menschen aus, sind aber dennoch Wesen ohne entwickelte Vernunft. Diese frühen Menschen zeigen ein gestalterisches Vermögen vor aller Vernunft, technisches Geschick wie manche Vögel bei ihrem komplizierten Nestbau und Spielfreude wie alle Lebewesen. Aber anders als die übrigen Lebewesen, entwickeln sie aus ihrer Begabung zu vergleichen Vernunft, als die Fähigkeit, Beobachtungen behalten, vergleichen und damit optimieren zu können.
Aus den Erfindungen sich selbst zugesprochener Fähigkeiten werden aus Gebrechlichen höher Angesehene, die, um verehrt zu bleiben, Geschichten erfinden. So entstehen erste Gläubige, welche die Fantasie als Macht der Vernunft bezeugen, sich etwas Vorteilhaftes zu verschaffen, ohne dass es existieren muss. Überzeugende Fantasie verschafft Gutgläubigen erste eingebildete Welten und lässt sich bald für ihre erfolgreich inszenierte Seelsorge entlohnen.
wfschmid - 6. Januar, 05:00
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