Auskunft

Die Introspektion oder Selbstbeobachtung ermöglicht jedem den Blick ins Innere des Bewusstseins. In Innenbildern können wir dem Bewusstwerden zusehen. Es bedarf dazu nicht mehr als einer Entscheidung, das zu tun. Und wenn wir genau zuschauen, wie die Auseinandersetzung mit etwas aussieht, dann können wir verschiedene Phasen ausmachen. Wir nehmen ein Bild an der Wand wahr, betrachten, was es darstellt, und wir suchen nach Details, die uns interessieren, bis wir mit dem, was das Bild für uns darstellt, zufrieden sind bzw. zu verstehen glauben. Wir können sogar diese einzelnen Phasen analysieren und die Ergebnisse aufschreiben.
Es kann sein, dass wir nicht damit zufrieden sind und wir mehr erfahren wollen als nur etwas über die Organisation des Bewusstseins. Wenn sich das so verhält, dann ist es erforderlich, dass wir ein klares Ziel vor Augen haben, um auch eine entsprechende Anfrage an das Bewusstsein stellen zu können.
Die Frage, die sich hier stellt, ist die Frage nach jenen Ursachen und Gründen, welche uns Menschen dazu verführen, uns ständig gegen die eigenen Interessen und Zielsetzungen zu verhalten. Dieses Phänomen wird oft verharmlosend als "innerer Schweinehund" umschrieben, eine Allegorie der Willens- bzw. Motivationsschwäche, die jemand daran hindert, unangenehme Tätigkeiten auszuführen. Aber mangelnde Selbstdisziplin ist wohl längst nicht der allein ausschlagende Grund für mannigfaches, schöngefärbtes Fehlverhalten. Wenn Menschen gegeneinander Krieg führen und sich gegenseitig töten, so geht das eher auf ein von Natur aus angelegtes Revierverhaltens zurück, und wenn sich Menschen wechselseitig übervorteilen, so ist das auf Habgier zurückzuführen. Werden die verschiedenen Gründe zusammengezogen, dann zeigt sich Fehlverhalten durchgängig als Widerspruch zwischen SOLL und IST.
Von Natur aus setzt sich Verhalten zusammen aus:
SOLL, das ist die Menge der durch Erziehung und Bildung vermittelten Normen und Werte und der durch sie initiierten Gebote und Verbote, Regeln und Gesetze,
REGLER, das ist die Vergegenwärtigung des situativ relevanten SOLLs und dessen Überführung in eine
MAßNAHME, also in eine Vorgabe, wie sich konkret verhalten werden soll,
REGELUNG, das meint die eigentliche Durchführung des Verhaltens, und die
KONTROLLE, die Kritik oder das Gewissen, welches das durchgeführte Verhalten überprüft.
Diese fünf Konstituenten der Regelung des Verhaltens lassen sich als solche durch Beobachten des Bewusstwerdens vergegenwärtigen und ihrer besonderen Funktion anschauen.
Um das bei sich selbst überprüfen zu können, sollte ein konkreter Fall wie z.B. ein Einkauf oder irgend eine Besorgung genommen werden. Das SOLL besteht in diesem Fall aus dem Geldbetrag, der ausgegeben werden darf. Als Regler organisiert das Bewusstsein den Einkaufszettel, der das Besorgen der einzelnen Lebensmittel vorgibt. Die Prüfung des Erfolgs, was den Einkauf angeht, erfolgt dann durch den Rechnungsbetrag an der Kasse.
Der Alltag beruht auf einer festgelegten Abfolge solcher Regelungen. Die Abfolge selbst ist wiederum eine Regelung, die den Tagesablauf bestimmt.
Die Frage nach der Regelung aber ist nicht die eigentliche Anfrage an das Bewusstsein, sondern es geht vielmehr darum, doch jene Ursachen und Gründe in Erfahrung zu bringen, welche u.a. zu selbstzerstörischem Verhalten führen. Angesichts einer solchen so grundsätzlichen Fragestellung empfiehlt das Bewusstsein auch eine grundsätzliche Behandlung der geforderten Thematik. Das bedeutet, die Organisation des Bewusstseins von Grund auf zu verstehen.
wfschmid - 8. März, 07:25
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