Innere Stimme

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Die innere Stimme ist für in Introspektion Erfahrene die Sprache der Seele. Gewöhnlich gelangt die innere Stimme als Antworten auf das Fragen des Ichs zum Vorschein. Jede Frage des Ichs kann während der Introspektion beantwortet werden. Wenn das Ich tief in sich geht, dann findest es zweifellos die Antwort. Doch wenn das Ich eine Antwort erhält, muss es herausfinden, ob sie von der Seele, vom Verstand oder von der Vernunft kommt. Wenn sie vom Herzen oder von der Seele kommt, dann wird das Ich ein Gefühl der Erleichterung, ein Gefühl des Friedens erhalten. Es werden keine widersprüchlichen Gedanken mehr kommen und der Antwort widersprechen. Aber wenn die Antwort nicht von Herzen oder von der Seele kommt, dann wird zunächst der Verstand zum Vorschein kommen und der Botschaft, die das Ich erhalten hat, widersprechen.
Botschaften, die vom Verstand kommen, tragen keine Gewissheit in sich. In diesem Augenblick sagt der Verstand etwas, im nächsten Augenblick sagt er etwas anderes. Aber das Herz gibt immer dieselbe Botschaft. Wenn das Ich am Morgen meditiert, gibt es dem Ich eine Botschaft. Wenn es am Abend meditiert, wird es vom Herzen dieselbe Botschaft erhalten.
Wenn das Ich die innere Botschaft erhält, etwas zu unternehmen, z.B. jemanden zu besuchen wird es einfach gehen und diesen Besuch machen. Doch wenn die Botschaft von seinem Verstand kommt, dann werden viele Fragen auftauchen, bevor es sich zu diesem Besuch aufrafft. Fällt aber der Besuch nicht erwartungsgemäß aus, dann: „Nein, ich habe doch nicht das Richtige getan. Ich habe eine falsche Botschaft erhalten."
Wenn die Botschaft jedoch von der Seele kommt, wird das Ich völlig überzeugt sein und Erfolg wie Misserfolg mit derselben Zufriedenheit hinnehmen.
Im Gegensatz zu den Stimmen von Seele und Verstand neigt die Stimme der Vernunft zum inneren Dialog. Der innere Monolog ist eine Form, einen eigenen Gedankengang zu organisieren. Der innere Monolog bezieht sich gewöhnlich auf eine vorgestellte Person oder eingebildete Figur. Ebenso ist es möglich, dass sich das Ich mit sich selbst unterhält. Es ist nicht selten, dass es sich bei der eingebildeten Figur um einen sogenannten inneren Ratgeber handelt, mit dem das Ich einen inneren Dialog führt. Es kann sogar sein, dass es sich um eine Art geistigen Helfer handelt, der dem Ich Empfehlungen oder Ratschläge erteilt.
Der innere Dialog als Disput im Kopf einer Figur ist eine Sonderform des inneren Monologs, der sich durch folgende Momente entwickelt:
1
Für den inneren Monolog muss man sich klarmachen, was von einem erwartet wird. Meistens wird erwartet, dass das Ich sich in Situation und Person einer Figur einfühlt und sich so wie sie ausdrückt.
2
Für den inneren Monolog wird eine Ausgangssituation gegeben, die sehr wichtig ist, denn auf sie wird den ganzen Text über eingegangen. Es gibt also einige Fragen, die man für sich beantworten sollte.
Die Ausgangssituation ist meist ein Zitat aus dem vorgängigen Text. Wichtig hierbei ist, dass man den Text bis dorthin gelesen hat oder weiß, was bis dahin mit der betreffenden Figur passiert.
3
Meistens wird dann eine fiktive Situation erfunden, z.B. dass die Figur in dieser Textstelle einen Tagebucheintrag schreibt oder über die Situation nachdenkt. Die Frage, die man sich hierbei zuerst stellen sollte, ist: "Wie würde ich reagieren?"
4
Dabei sollte man in Betracht ziehen, was bisher geschehen ist und welche Konsequenzen die verschiedenen Möglichkeiten zum Agieren hätten.
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Nachdem diese Möglichkeiten klar geworden sind, versetzt man sich in die geforderte Person hinein. Was wissen wir über diese Person? Ist sie besonders temperamentvoll, religiös, schüchtern...? Welche Charakteristik ist besonders bei ihr ausgeprägt, was macht sie aus?
6
Jetzt versuchen wir unsere eigene Reaktion dem anzupassen, was diese Person an unserer Stelle tun würde.
7
Jetzt, nachdem wir wissen, wie die Person auf die Situation reagieren würde, machen wir uns klar, was sie denken würde. Was wäre ihr innerer Konflikt, was würde diese Person beschäftigen? Die Antwort darauf vergegenwärtigt sich als innerer Dialog.
8
Versuchen Sie nicht der Person verstandesmäßig Reaktion und Gedanken aufzuzwingen, sondern fühlen Sie sich seelisch in sie hinein, um zu sagen, was diese Person sagen würde.
9
Es darf nicht vergessen werden, dass der innere Monolog nicht gegliedert ist, niemand denkt wie in einer Erörterung. Gedanken fliegen durcheinander und stoßen sich gegenseitig an, ein Gedanke führt zum anderen. Der innere Monolog läuft wesentlich spielerisch ab.
==>> Nachfolge
wfschmid - 2. April, 05:00
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