Meditation 5a
Meditation ist eine Tür nach innen. Die Vernunft verfügt über das Dritte Auge. Mit diesem inneren Auge blickt die Vernunft auf das schöpferische Geschehen.
Obgleich alle von Natur aus über die Gabe der Innenschau verfügen, lassen sich zu wenige darauf ein.
Einerseits hat Erziehung sie in ihrer frühen Kindheit nicht dafür sensibilisiert, anderseits sind diese frühkindlichen Fähigkeiten in Vergessenheit geraten.
Es spricht allerdings nichts gegen eine Wiedererinnerung. Diese Vergegenwärtigung beginnt mit einer Einladung an die Fantasie, denn die Innenwelt erschließt sich am ehesten auf fantastische Weise.
Innenbild vom Berg der Stille
Manche nennen den Berg der Stille auch den Heiligen Berg. Die meisten Leute steigen nämlich hinauf, um sich wieder zu finden. Es ist kein Berg der verlorenen Seelen, denn alle entdecken sich in sich selbst eingekehrt wieder.
Jene, welche diesen Berg noch nicht kennen, rätseln so lange, warum das so ist, bis sie ihre Neugier selbst den geheimnisvollen Berg hinaufsteigen lässt.
Die meisten, die das Unternehmen der Selbstfindung aus Neugier angehen, erwarten, auf dem Berg einem Weisen in Gestalt eines Einsiedlers zu begegnen. Diese Erwartung gründet auf keinerlei Erzählungen von Heimkehrenden. Aber irgendeinen Grund muss es ja haben, dass sie alle eine Art lichter Gelassenheit und innerer Freude ausstrahlen.
Es dämmert bereits ein weiterer herrlicher Sommertag, als er sich auf den Weg zu diesem so geheimnisvollen Berg macht.
Glaube und Hoffnung begleiten ihn, der Glaube, dass er sich endlich selbst finden wird und die Hoffnung, dass ihm dabei geholfen wird.
Unterwegs wird ihm klar, dass er ohne Neugier sich niemals auf diesen Weg gemacht hätte. Zudem hätte er diesen Weg
ohne Fantasie auch nicht gefunden. Es war nämlich so, dass der Weg nicht unmittelbar vor ihm lag. Innere Wege müssen sich intuitiv erst mit Hilfe der Fantasie in der Vorstellung gestalten.
Nach etwa einer Stunde beginnt der Feldweg in einen steil ansteigenden Bergweg überzugehen, der sich, zunehmend steiniger werdend, serpentinenartig den Berg hochschlängelt.
Der innere Prozess der Bewusstseinsorganisation, der dem serpentinenartigen Bergweg gleicht, ist das zirkuläre oder hermeneutische Denken. Gleich dem Bergweg, der am Ende eine schöne Aussicht verspricht, mündet das hermeneutische Denken in die erwartete Einsicht.
wfschmid - 16. August, 05:10
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