Selbst-Berührung
Heute Nacht jedoch sollte er nicht mehr entkommen. Das Selbst wollte das Ich berühren, um ihm zu zeigen, dass Nähe heilt.
Während der kleine Junge aus seinem Albtraum erwacht, spürt er wie eine Hand seinen Mund zuhält. Noch zu Tode erschrocken stellt er fest, dass es seine eigene linke Hand ist, die ihm den Mund zuhält, während er mit seinen oberen Zähnen auf seine Unterlippe beißt. Er löst die Umklammerung des linken Armes, der seinen Kopf umschließt, um mit der Hand den Mund zudrücken zu können.
Der kleine Junge ist sehr erleichtert und froh über diese Entdeckung. Die körperliche Selbstberührung wischt die Angst hinweg, und fortan bedroht ihn diese Kugel in keiner Nacht mehr. Es dämmert in der körperlosen, mütterlichen Berührungslosikeit, und die ersten Nebel von Hospitalismus lösen sich auf. Das traumatische Ereignis gerät für Jahre in Vergessenheit. Selbst die Eigenliebe der Selbstberührung bleibt ohne Folgen. In den ersten Nachkriegsjahren vertreibt die Enge des Zuhauses durch aufgezwungene Flüchtlinge die Möglichkeiten einer Ausweitung phantastischer Weiten. Das Bild von einem kargen Mittagsmahl gleitet durch die Dunkelheit frühester Erinnerungen. Teller wasserklarer Gemüsesuppe stehen vor uns. Im Teller meines Vaters finden sich die meisten Wurststückchen. Ich will die Frau fragen, warum sie denn gar keine Stückchen hat. Aber sie führt schnell ihren Zeigefinger an ihren Mund und bedeutet mir zu schweigen. Meine Erinnerung sagt mir, dass sie mir in diesem Bild meine Mutter zum letzten Mal zu Hause zeigt. Aber ich kann mich auf diesen Hinweis wahrscheinlich schon nicht mehr verlassen, passt doch das Verhalten dieser Frau so gar nicht zu dem, was alle über meine Mutter erzählen.
Während der kleine Junge aus seinem Albtraum erwacht, spürt er wie eine Hand seinen Mund zuhält. Noch zu Tode erschrocken stellt er fest, dass es seine eigene linke Hand ist, die ihm den Mund zuhält, während er mit seinen oberen Zähnen auf seine Unterlippe beißt. Er löst die Umklammerung des linken Armes, der seinen Kopf umschließt, um mit der Hand den Mund zudrücken zu können.
Der kleine Junge ist sehr erleichtert und froh über diese Entdeckung. Die körperliche Selbstberührung wischt die Angst hinweg, und fortan bedroht ihn diese Kugel in keiner Nacht mehr. Es dämmert in der körperlosen, mütterlichen Berührungslosikeit, und die ersten Nebel von Hospitalismus lösen sich auf. Das traumatische Ereignis gerät für Jahre in Vergessenheit. Selbst die Eigenliebe der Selbstberührung bleibt ohne Folgen. In den ersten Nachkriegsjahren vertreibt die Enge des Zuhauses durch aufgezwungene Flüchtlinge die Möglichkeiten einer Ausweitung phantastischer Weiten. Das Bild von einem kargen Mittagsmahl gleitet durch die Dunkelheit frühester Erinnerungen. Teller wasserklarer Gemüsesuppe stehen vor uns. Im Teller meines Vaters finden sich die meisten Wurststückchen. Ich will die Frau fragen, warum sie denn gar keine Stückchen hat. Aber sie führt schnell ihren Zeigefinger an ihren Mund und bedeutet mir zu schweigen. Meine Erinnerung sagt mir, dass sie mir in diesem Bild meine Mutter zum letzten Mal zu Hause zeigt. Aber ich kann mich auf diesen Hinweis wahrscheinlich schon nicht mehr verlassen, passt doch das Verhalten dieser Frau so gar nicht zu dem, was alle über meine Mutter erzählen.
wfschmid - 6. Dezember, 03:00
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