Buch Arete
Wie zu Beginn eines philosophischen Gesprächs üblich begrüßt Sokrates zunächst seine Gäste, zuerst die junge Arete, den jungen Platon, und nicht zuletzt Protagoras.
Da sich der Grund für das philosophische Gespräch aus der Einladung von Arete ergibt, bittet Sokrates auch Arete, das erste Gesprächsthema zu wählen. Arete äußert ihre große Sorge über die Auswirkung der Logik auf die Bildung. Natürlich hat Arete bei ihrem Vorschlag mit der Angriffslust des Protagoras gerechnet. Prompt reagiert Protagoaras mit herausfordernder Ironie: "Ich bitte unsere Philosophin, uns doch erst einmal zu verraten, was sie unter Logik und Bildung versteht, damit auch ich ihre weise Klage zu erfassen vermag!"
Arete ist sehr wohl bewusst, dass Protagoras mit seinem Verständnis von Bildung sehr viel Geld scheffelt. Nicht ohne Grund gilt er als der bestbezahlte Wanderlehrer (übrigens bis heute). Sokrates erwartet gespannt Aretes Antwort.
Arete übernimmt die Tonart des Protagoras: "Bis auf Protagoras wisst Ihr ja alle, was wir als Wesen der Bildung betrachten, nämlich das Wachsen des Glaubens an die eigene Kraft, die Hoffnung auf Verwirklichung gegebener Möglichkeiten und die Liebe zu deren Umsetzung!"
Protagoras aber hält das für eine recht eigenwillige, weibische Auslegung von paideia und sagt das auch sehr deutlich. Sokrates greift ein, bevor das Ganze ausartet und es möglicherweise aus verletzter Eitelkeit nur noch um Rechthaberei geht. "Es kommt darauf an, mein verehrter Protagoras, ob man einen Vorgang vom Anfang oder vom Ende her betrachtet. Vom Ende her betrachtet, treffen Aretes Ausführungen durchaus zu, beschreibt sie doch nicht nur das, was wir doch alle als Kalokagathia begreifen?"
Protagoras ist damit noch keineswegs einverstanden, und er betont, dass das Ergebnis doch ganz entscheidend vom gewählten Weg abhängt. Der junge Platon gibt zu bedenken, dass die angesprochene geistig, seelisch, körperliche Harmonie nicht durch einen beliebigen Weg zu erreichen sei, sondern doch wohl vor allem durch den des idein (gefühltes Denken).
Arete greift diesen Gedanken auf und ergänzt, dass es dann wohl nur um den Weg der Ausbildung intuitiven Denkens gehen kann.
wfschmid - 5. Januar, 04:20
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