Buch Arete
Sokrates bietet einen Kompromiss an, indem er erklärt, dass sich Vernunft zwar natürlicherweise von sich aus entwickelt, dass sie aber dazu eines Vorbildes bedarf. Solche Vorbilder nennt Sokrates die wahren Lehrer, die sich der Mäeutik bedienen, um die Vernunft zu entwickeln.
Platon kritisiert, dass er die Vernunft noch immer nicht zureichend erörtert sieht. Die Vernunft wird als Geburtshelferin der Philosophie erkannt. "Sie hat wohl unseren Sokrates die Hebammenkunst für sich entdecken lassen!" "Das ist durchaus zutreffend!", stimmt Sokrates zu und ergänzt: "Vorbild für die mäeutische Technik war, wie ich es sehe, meine Mutter. Ihr Beruf hat mir gezeigt, dass der Mensch der Hilfe einer Hebamme bedarf, um geglückt geboren werden zu können. Dementsprechend ist auch die Vernunft auf die mäeutische Technik des Fragens angewiesen, um sich ausgestalten zu können." Arete äussert, ihrer Ansicht nach sind wahre Lehrer daran zu erkennen, dass sie nicht nur Fragen zulassen, sondern auch selbst in Frage gestellt zu werden. Das unterscheidet nach ihrer Ansicht wahre Lehrer von jenen, welche sich nur aus Eitelkeit als Lehrer betrachten, in Wahrheit es aber keineswegs sind. Und sie ergänzt noch, dass sich wahre Lehrer durch Offenheit und Bescheidenheit auszeichnen.
Ausgerechnet Protagoras betont, dass er seinen Ruf nicht durch Eitelkeit, sondern durch Können erworben habe, denn schließlich könnten nur Könner Vorbilder sein. Sokrates weist darauf hin, dass das bereits der Begriff des Vorbildes beinhaltet, da Vorbilder ja immer zugleich auch Vorlagen für eigenes Handeln anbieten.
wfschmid - 10. Januar, 04:30
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