Unilogo

12
Jan
2013

Buch Protagoras

 
Protagoras gibt zu bedenken, dass Kinder eigentlich viel zu spät ihre Lehrer finden. "Andererseits müssen sie ja lesen und schreiben können, um ihre wichtigen Gedanken erfassen zu können", fügt er hinzu. "Aber die Elementarlehrer machen aus Kindern Marionetten, die fraglos ausführen, was ihnen aufgetragen wird. Das ist es, was wir vor allem verhindern müssen."

Platon fragt Protagoras, wie er das zu meistern gedenke, ohne zu einer vollkommen anderen Erziehung zu erziehen: "Wenn in Sparta ein Kind geboren wird, ist es nicht das Recht des Vaters zu entscheiden, ob es aufzuziehen sei. Er muss es an einen festgesetzten Ort bringen, wo die Gemeindeältesten es genau untersuchen. Ist es von festem Gliederbau und kräftig, lassen sie es aufziehen und teilen ihm eines der 9000 Staatsgrundstücke zu. Ist es aber schwach und missgebildet, so lassen sie es in einen Felsenabgrund hinabstürzen. Sie meinen nämlich, dass es für ein Wesen, das nicht fähig sei, gesund und kräftig heranzuwachsen, im eigenen Interesse und in dem des Staates besser sei, nicht zu leben.

Die Ammen ziehen die Säuglinge ohne einengende Windeln auf und lassen es so zu, dass die Glieder der Kleinen sich frei entwickeln. Sie bringen sie dazu, glücklich und zufrieden zu sein, nicht wählerisch beim Essen, Dunkelheit und Alleinsein nicht zu fürchten und nicht launisch und weinerlich zu sein. Darum leisten sich Fremde oft Ammen aus Sparta.

Ich erzähle Euch das, um zu zeigen, auf welche Weise Erziehung verkommt, wenn der Staat diese Aufgabe übernimmt. Hier in Athen ist das anders. In Athen bestimmt der Vater über sein Kind. Die kleinen Säuglinge werden in Stoffbahnen gewickelt und liegen in Körben, Wiegen oder Holzkästen. Falls die Mutter das Kind nicht stillen und erziehen will, übernimmt eine Amme diese Aufgabe. Mütter und Ammen singen den Kindern vor und erzählen Geschichten. Dabei gibt es auch Geschichten um unheimliche Geschöpfe, die den Kindern einen heilsamen Schrecken einjagen sollen. Fabeln erfreuen sich großer Beliebtheit und dienen der Belehrung der Kinder. Die Kinder spielen mit Klappern, Tieren aus Terrakotta, die Mädchen mit Puppen, deren Gliedmaßen zum Teil beweglich sind. Daneben sind auch zahlreiche Tiere Spielgefährten, von Heuschrecken bis Hunden.
Die Knaben entzieht der Gesetzgeber, sobald sie sieben Jahre alt sind, ihren Vätern und lässt sie in ‚Herden’ miteinander aufwachsen und erziehen. Hier lernen sie, beim Spiel wie bei ernster Betätigung, immer beisammen zu sein, damit sie die Regeln und Gesetze der Gemeinschaft erfahren."

Sokrates sieht Platon erstaunt an: "Ich sehe aber auch entschiedene Nachteile."
 

Seit 20 Jahren BEGRIFFSKALENDER

Prof. Dr. habil Wolfgang F Schmid

Grundsätzliches (www.wolfgang-schmid.de)

 

Archiv

März 2025
Januar 2025
Dezember 2024
Juli 2024
Januar 2024
Dezember 2023
Oktober 2023
August 2023
Juli 2023
Juni 2023
Mai 2023
April 2023
Januar 2023
Dezember 2022
Oktober 2022
September 2022
Juni 2022
Mai 2022
März 2022
Februar 2022
Januar 2022
Dezember 2021
November 2021
Oktober 2021
September 2021
August 2021
Juli 2021
Mai 2021
April 2021
März 2021
Februar 2021
Januar 2021
Dezember 2020
November 2020
Oktober 2020
September 2020
Juni 2020
Mai 2020
April 2020
März 2020
Februar 2020
Januar 2020
Dezember 2019
November 2019
Oktober 2019
Juni 2019
Mai 2019
April 2019
März 2019
April 2018
März 2018
Februar 2018
Januar 2018
Dezember 2017
November 2017
Oktober 2017
September 2017
August 2017
Juli 2017
Juni 2017
Mai 2017
April 2017
März 2017
Februar 2017
Januar 2017
Dezember 2016
November 2016
Oktober 2016
September 2016
August 2016
Juli 2016
Juni 2016
Mai 2016
April 2016
März 2016
Februar 2016
Januar 2016
Dezember 2015
November 2015
Oktober 2015
September 2015
August 2015
Juli 2015
Juni 2015
Mai 2015
April 2015
März 2015
Februar 2015
Januar 2015
Dezember 2014
November 2014
Oktober 2014
September 2014
August 2014
Juli 2014
Juni 2014
Mai 2014
April 2014
März 2014
Februar 2014
Januar 2014
Dezember 2013
November 2013
Oktober 2013
September 2013
August 2013
Juli 2013
Juni 2013
Mai 2013
April 2013
März 2013
Februar 2013
Januar 2013
Dezember 2012
November 2012
Oktober 2012
September 2012
August 2012
Juli 2012
Juni 2012
Mai 2012
April 2012
März 2012
Februar 2012
Januar 2012
Dezember 2011
November 2011
Oktober 2011
September 2011
August 2011
Juli 2011
Juni 2011
Mai 2011
April 2011
März 2011
Februar 2011
Januar 2011
Dezember 2010
November 2010
Oktober 2010
September 2010
August 2010
Juli 2010
Juni 2010
Mai 2010
April 2010
März 2010
Februar 2010
Januar 2010
Dezember 2009
November 2009
Oktober 2009
Juni 2009
Mai 2009
April 2009
März 2009
Februar 2009
Januar 2009
Dezember 2008
Oktober 2008
Februar 2007
Januar 2007
Dezember 2006
November 2006
Oktober 2006
September 2006
Dezember 2005
November 2005
Oktober 2005
September 2005
August 2005
Juli 2005
Juni 2005
Mai 2005
April 2005
März 2005
Februar 2005
Januar 2005
Dezember 2004

Aktuelle Beiträge

Am Anfang war das Wort
Am Anfang war das Wort, und das Wort war das Sein,...
wfschmid - 10. März, 02:28
Schauen, was nicht zu...
Neue Publikation, auch in englischer Spreche Bestellung...
wfschmid - 22. Januar, 13:11
URSPRUNG DER INFORMATION...
Vernunft und Verstand begabter intelligenter Wesen...
wfschmid - 26. Dezember, 07:10
Bildlose Gedanken sind...
Bewusstwerden wird als Bilderleben sowohl von der Vernunft...
wfschmid - 21. Dezember, 06:11
ES GIBT DINGE, DIE GIBT...
ES GIBT DINGE, DIE GIBT ES GAR NICHT Dieser Spruch...
wfschmid - 14. Dezember, 11:22
Vernunft <--->...
Bewusstwerden wird als Bilderleben sowohl von der Vernunft...
wfschmid - 13. Dezember, 21:49
H u m o r
Gefräßige Gesellschaft www.greedype rson.com
wfschmid - 25. Juli, 12:09
Dreamed out
If a priori represents a metaphysical congruence with...
wfschmid - 9. Januar, 05:24

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Status

Online seit 7583 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 10. März, 02:28

Suche (AND, OR erlaubt) - Nächste (leere) Zeile anklicken!

 

Credits

 

 

Es gelten die Rechtsvorschriften für Webseiten der Universität Flensburg © Texte: Wolfgang F. Schmid (sofern nicht anders ausgewiesen) wfschmid(at)me.com Bilder: Ulrike Schmid (sofern nicht anders ausgewiesen) mail(at)ulrike-schmid.de

 wfs