Buch Protagoras
Sokrates sieht in der Guppenerziehung vor allem die Gefahr einer zu starken innergeschlechtlichen Ausrichtung. Seiner Auffassung nach ist es außerordentlich problematisch, die Schönheit des Menschen nur auf ein Geschlecht hin auszurichten. Das sei ebenso wider die Natur wie die Vernachlässigung innerer Schönheit. Daraufhin bittet Sokrates seinen Schüler Platon, seine Gedanken zur Schönheit vorzutragen.
Platon: "Das Schöne ist in allem enthalten, eben durch die Präsenz der Idee des Schönen in jedem Ding. Dieses macht die Schönheit verhältnismäßig, da man nun nicht von der Schönheit einer Sache auf die Schönheit einer anderen Sache schließen kann."
So ist es möglich, führt Platon an, unter den Affen den Schönsten ausfindig zu machen, und dieser wäre dann auch der Schönste - allerdings nur unter seinesgleichen. Vergliche man ihn mit einem Menschen, so verflöge seine Schönheit und er könnte nicht mehr als schön angesehen werden. Genauso verhält es sich mit den Menschen im Vergleich zu den Göttern.
"Die Schlussfolgerung die ich daraus ziehe, ist, dass das, was für jeden Gegenstand passt, ihn schön macht. Nur durch das in seinem Inneren Passende kann ein Ding schön sein. Ein goldener Kochlöffel ist vermutlich durchaus schöner als einer aus Holz, doch wäre es, zumindest für mich, nicht vorstellbar, diesen in Verbindung mit seiner natürlichen Beschaffenheit, dem Kochen, als schön anzusehen. Der Kochlöffel muss, um schön zu sein, seiner Natur nach passen. Das Passende ist schön. Die Schönheit eines Menschen bedarf eines Wesens, das zu ihm passt, wie z.B. das eines leidenschaftlichen Künstlers, Philosophen oder auch Staatsmannes! Der Körper vermag von sich her nicht, sondern allein durch den Widerschein seiner Seele schön zu erscheinen!"
Protagoras fragt, ob die Leidenschaft einer Berufung zu einem Beruf gleichsam die innere Schönheit ausmacht, die dann vielleicht auch sogar die äußere Schönheit übertreffen kann.
Platon anwortet nicht unmittelbar, sondern gibt zu bedenken, dass ein Künstler oder Philosoph auch um so schöner erscheinen kann, je angesehener und mächtiger er erscheint. Das alles sollte man aber im Verhältnis zueinander noch sorgfältig überprüfen.
Arete äußert sich unzufrieden, da Platon mit seinen Ausführungen zur Schönheit nur vom Jungenwahn unreifer Männer ablenken wolle. Das sei doch wohl die entscheidende Wirkung einer einseitigen Jungen-unter-sich-Erziehung. Den Männern fehle ja sogar der Blick für Frauen, kritisiert sie.
wfschmid - 13. Januar, 04:00
0 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks