2. Bild Agoraphobie
Nach einer Pause wagt sich das ausgeruhte Ich an das nächste Bild heran, in der Hoffnung, nicht wieder mit hineingezogen zu werden. Auf dem Gemälde wird eine Person voller Angst in Panik dargestellt. Sie befindet sich in einem Supermarkt, der vor ihren Augen verschwimmt. Diese Person nimmt die Gestalt des Betrachters an, der sich plötzlich in einer großen Bahnhofshalle vorfindet und sich vor den vielen Menschen ängstigt. Als ob es nicht schon genug ist, den ICE zum Flughafen zu besteigen, um endlich den erträumten Flug über den Atlantik zu wagen. Panikstörungen haben ihn immer wieder daran gehindert. Aber jetzt hat er bereits eine lange beschwerdefreie Phase hinter sich. Das machte ihm Mut, es noch einmal zu wagen. Der Arzt hatte ihm alles genau erklärt. Offenbar beeinflussen bestimmte Gene die Mandelkerne (das Emotionszentrum im Gehirn), die mit verschiedenen anderen Hirnstrukturen verschaltet sind und so Gefühlsreaktionen regulieren. Dieses Netzwerk ist bei den Betroffenen überempfindlich, sodass sie eher dazu neigen, mit Angst zu reagieren. Offenbar ist bei Betroffenen der Neurotransmitterhaushalt gestört. Unter anderem vermutet man, dass die Rezeptoren der Nervenzellen weniger sensibel auf die Hirnbotenstoffe Serotonin und GABA reagieren. Seit Wochen wird er nun medikamentös mit Erfolg desensibilisiert. Während er auf dem Bahnsteig die Einfahrt des Zuges erwartet, erinnert er sich an seine Mutter, die regelmäßig unter heftigen Panikattacken litt. Zudem war sie alkoholabhängig, um den Missbrauch in ihrer Kindheit und die Gewalterfahrungen in der Ehe zu verdrängen. Zudem führten starke Depressionen schließlich zu ihrem Suizid. Er versucht, solche Erinnerungen wegzudrängen und sich damit zu beruhigen, dass er ja über gute helfende Medikamente verfügt. Jetzt wird die Einfahrt des Zuges angesagt, und er entschließt sich spontan, sich vor den Zug zu werfen.
"Beruhigen Sie sich doch. Der Notarzt ist schon unterwegs!", versucht ihn ein Ausstellungsbesucher zu beruhigen. Jetzt erst bemerkt er, dass er sich vor dem Gemälde auf den Boden geworfen hat.
Die Bilder eignen sich nicht zur Selbstdiagnose!
"Beruhigen Sie sich doch. Der Notarzt ist schon unterwegs!", versucht ihn ein Ausstellungsbesucher zu beruhigen. Jetzt erst bemerkt er, dass er sich vor dem Gemälde auf den Boden geworfen hat.
Die Bilder eignen sich nicht zur Selbstdiagnose!
wfschmid - 2. November, 04:00
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