Unilogo

2
Mrz
2014

Exkurs

Das vernunftbegabte Wesen entdeckt Philosophie als dichterische Form, aus Werden Sein zu gestalten. Während Religion menschliche Existenz dem Dasein entrückt, sollen sich Philosophen des Daseins versichern.

Unausgesprochen geht es darum, menschliche Grundangst vor dem Tod zu überwinden. Die Religion versucht das durch das Versprechen, das Sterben als ein Hinübergehen oder Heimkehr ins Paradies erleben zu lassen.

Die Philosophie will den Menschen davon befreien, einem Versprechen glauben zu müssen. Er soll sich in die Lage versetzen, sich selbst dessen zu vergewissern, wovon Glauben nur überzeugen soll.

Tatsächlich gelingt es der Philosophie vor mehr als zweieinhalb Jahrtausenden die Mythologie zu überwinden und von der Herrschaft der Götter zu befreien.

Das gelingt der Philosophie, indem sie die religiöse Grundidee hinreichender Entfernung und Größe dessen, was als verehrungswürdig gelten soll, als Metaphysik des Seins übernimmt. Nicht mehr die ferne unsichtbare Gottheit im Himmel soll dem Menschen gebieten, sondern das unmittelbar gegenwärtige Wesen der Natur soll sich dem Menschen offenbaren.

Erfahrungen mit Leidenschaften des Religiösen lehren, dass besonders Begehrenswertes nicht ohne Opfer zu haben ist. Asketisches Leben in der Abgeschiedenheit eines Klosters oder einer Einsiedelei, soll zähes, hartnäckigstes Ringen um das nur im tiefen Glauben zu Schauende endlich belohnen.

So leuchtet es unmittelbar ein, wenn Philosophen von Anfang an klarstellen, dass Wissen nicht weniger mühsam erworben werden kann als Glauben. Wie Askese eine lange Zeit des Einübens und Eingewöhnens braucht, so bedarf auch Philosophieren zunächst des Erwerbs grundlegender Methoden des Denkens.

Glauben und Wissen sind mühsame Wege der Entdeckung, Abenteuer, durchaus mit dem hohen Risiko behaftet, das Gesuchte niemals zu finden.

Philosophen versprechen durchaus nicht weniger als Propheten. Philosophie gilt wie Religion als Vorbereitung auf das Sterben. Und der Philosoph erwartet denkend das zu schauen, was sich der Mystiker tief glaubend zu sehen erhofft. Es geht darum, jene Grenze zu überwinden, welche die Seele überschreitet, wenn sie den Körper als ihr Haus verlässt.

Religion wie Philosophie konstatieren „Sein“ als Bedingung ihrer Möglichkeit zu glauben oder zu philosophieren.

Mehr als zweieinhalb Jahrtausende hüten Religion und Philosophie „Sein“ als ihren geheimnisvollen zureichenden Grund und halten so die Trennung von Glauben und Wissen aufrecht.

Letztlich geht diese Trennung aber auf Kosten des gemeinsamen Urgrundes von Glauben und Wissen. Als verschiedene Arten und Weisen zu denken entstehen Glauben und Wissen aus Denken als Bilderleben. „Bilderleben“ meint die Duplizität von Bilder-Leben der Fantasie und Bild-Erleben des Geistes.

Denken als Bilderleben verdeutlicht, dass sowohl Glauben als auch Wissen die Fantasie als Ursprung vernachlässigen. Warum Fantasie als gemeinsamer Ursprung von Glauben und Wissen seit jeher tabuisiert wird, lässt sich nur vermuten.

Seit 20 Jahren BEGRIFFSKALENDER

Prof. Dr. habil Wolfgang F Schmid

Grundsätzliches (www.wolfgang-schmid.de)

 

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