Unilogo

22
Dez
2014

Mystische Ereignisse

Mystische Ereignisse sind natürlicherweise (wesentlich) wahr. Es ist daher müßig zu fragen, ob die vom Trauernden empfundene Anwesenheit eine Verstorbenen sich tatsächlich so ereignet oder nicht.

So merkwürdig das für meditativ Unerfahrene zunächst klingt, künstlerisch abstrakte Räume finden sich jederzeit allenorts in der Natur. So kann ein Spaziergang in der Natur mystisch ebenfalls sehr hilfreich sein bzw. helfend wirken.

Verstorbene erscheinen den um sie tief Trauernden weniger konkret als vielmehr „abstrakt“ als Gefühl. Dieses Gefühl kann so intensiv sein, dass unmittelbare Anwesenheit Verstorbener empfunden wird.
Künstlerisch abstrakte Innenräume scheinen durch die Architektur in Klöstern beschaulicher Orden auf besondere Weise hervor, also genau dort, wo zugleich Mystik zu Hause ist.
Mystisch ist Schauen der Seele und nicht geistiges Wahrnehmen. Wenn die Seele „Liebe“ schaut, vermag geistige Wahrnehmung das allenfalls künstlerisch ideenhaft ausdrücken. Ein Liebesgedicht flüstert die innere Stimme der Seele der Künstler ins innere Ohr. Der Geist vermag oft nicht auszudrücken, was die Seele zu sagen vermag.

Nähe des Geliebten

Ich denke dein, wenn mir der Sonne Schimmer
Vom Meere strahlt;
Ich denke dein, wenn sich des Mondes Flimmer
In Quellen malt.

Ich sehe dich, wenn auf dem fernen Wege
Der Staub sich hebt;
In tiefer Nacht, wenn auf dem schmalen Stege
Der Wanderer bebt.

Ich höre dich, wenn dort mit dumpfem Rauschen
Die Welle steigt
Im stillen Haine geh ich oft zu lauschen,
Wenn alles schweigt.

Ich bin bei dir, du seist auch noch so ferne,
Du bist mir nah!
Die Sonne sinkt, bald leuchten mir die Sterne
O wärst du da!

Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)

Religiöse Mystiker vergegenwärtigen sich katathyme Eingebungen durch immer-währendes Beten.

21
Dez
2014

Nähe des Schutzgeistes

Einsichten in Augenblicke des Schutzgeistes ereignen sich selbst als Augenblick (1 bis 3 Sekunden). Subjektiv wird diese Einsicht zugleich als Blitzaufladung erfahren. Philosophieren vermag dazu verhelfen, solche Einsichten vorzubereiten. Wie wir bereits von der Abstraktion her annehmen können, müssen solche Vorbereitungen aus geeigneten Abstrakta bestehen. Diese Abstrakta dürfen das subjektive Zeitquant von etwa drei Sekunden nicht übersteigen.

Übungen der Annäherung sind sprachliche Verdichtungen wie das inhaltliche Verknüpfen von kurzen Sätzen wie z.B.
A) „Duplizität“ meint Einheit des Gegensätzlichen. „Gegensätzlich“ ist Negatives zu Positivem. „Negatives“ bedeutet Verneinung charakteristischer Merkmale.
B) Veranschaulichen von A) durch Beispiele: „Hitze und Kälte“ gefährden die Gesundheit. Bei „Hitze“ direkte Sonneneinstrahlung meiden, bei „Kälte“ Schutzkleidung tragen. Schnelle „Atome“: Mehr Wärme. Langsame „Atome“: Weniger Wärme. Bei etwa -275 Grad Celsius bewegen sich die Atome nicht mehr, Hitze kennt keinen Grenzwert.

Versuchen Sie täglich A) eine Konnexion aus drei Sätzen, B) Veranschaulichung dieser Sätze.
Alternativ hilft das Einprägen (!) mystischer Poesie.

Mystische Texte von Urs:

Kosmos des Wir

das Eine so stark
wie das Andere

ein jedes fühlt sich

gespiegelt
einzigartig

das Wir atmet

grenzfreier Raum
des Lichts
 


Magie des Blicks

Anziehung

Seele Herz Gefühl

Gespür leitet
hin zu

das Einzigartige
in mir
erkennt das Gleiche
im Wir

Sinn
 

wir leben

wir erleben einander

das Gemeinsame
trägt
soweit das Wir reicht

20
Dez
2014

Kind werden

Kindlich spielerisches Verhalten ist flexibel und spontan. Kindliches Verhalten organisiert sich aus dem Augenblick heraus. Kindliches Verhalten unterscheidet sich nicht vom intuitiv schöpferischen Verhalten.

Alte, sehr erfolgreiche Künstler oder Philosophen behaupten nicht selten von sich, dass sie Kind geblieben sind. Was sie so beweglich hält, das ist vor allem eine hoch empfindliche Organisation ihres Kurzzeitgedächtnisses.

Wenn der Schutzgeist nicht allein Kinder begleiten soll, dann müssen Erwachsene sich so weit sensibilisieren, dass sie ihn überhaupt wahr nehmen können. Das bedeutet vor allem, den Kurzspeicher des Gedächtnisses zu erhöhen, um das Bewusstwerden zu beschleunigen bzw. zu verkürzen. In der Praxis geschieht das durch Beschleunigen neuronaler Transmissionen, und zwar durch neurosystemisches Üben des Gedächtnisses.

Um das zu erklären, sei „langatmiges“ Vorgehen eines sinnierenden Philosophen und das „kurzatmige“ Wortfindung eines komponierenden Künstlers verglichen.
Philosophen verbrauchen mehr Text als Dichter. Das liegt gleichsam an der „Haft-fähigkeit“ des Gedächtnisses.
Komprimierte Gedanken eines Gedichts sind neuronal sehr viel anfälliger und somit flüchtiger als komplexes philosophisches Denken. Das wird sogar durch unterschiedliche Satzlängen sinnlich vernehmbar.

Der philosophische Gedanke verbraucht sehr viel mehr Text als der dichterische. Je mehr Text aber verbraucht wird, um so weniger Bilder erzeugt die Fantasie und umgekehrt: je weniger Text, um so mehr Bilder!

Um zu provozieren, könnte man philosophische Aussagen wie den Satz der Identität „a = a“ oder die metaphysiche Setzung „Wesen ist das Sein des Seienden.“ nennen. Diese Kurzfassungen erscheinen sehr abstrakt und offensichtlich bilderarm. Genau das aber trifft nicht zu. „Sein des Seienden“ gehört zu den bilderreichsten Ausdrücken, über die wir verfügen, denn dieser umfasst alle Möglichkeiten der Anschauung schlechthin.

Dichtung und Metaphysik begegnen sich anschaulich im Raum hoher Abstraktion. Entsprechendes geschieht vergleichsweise in den Werken abstrakter Kunst.
Hieraus lässt sich wahrscheinlich folgern, dass man dem Schutzgeist am ehesten in künstlerisch abstrakten Innenräumen der Seele begegnen kann.

19
Dez
2014

Ur-Instinkt (basic instinct)

Natürlicherweise ergeben sich meine Darstellungen aus eigenen Erfahrungen. Als akademischer Lehrer habe ich mich bemüht, vor allem den Spuren Sokrates' und Platon's zu folgen. Beeinflusst durch die Metaphysiker Martin Heidegger und Karl-Heinz Volkmann-Schluck betrachte ich mystisch metaphysisches Denken des Seins als Offenbaren jenes Wesentlichen, welches meine Existenz maßgeblich bestimmt.
In noch so schwierigen unterrichtlichen Situationen konnte ich mich jederzeit allenorts auf helfende Eingebungen verlassen.
Ich war immer der Auffassung, dass sich die Quellen der Eingebungen bei jedem erschließen lassen, vorausgesetzt, er wählt einen ihm entsprechenden Weg.
Das, was Platon “idein” nennt, bedeutet für mich “basic instinct”, ein Urtrieb, der jedem Menschen von Natur aus gegeben ist. “basic instinct” ist eine Art katathymer Erkenntnis- oder Überlebenstrieb.
Katathym (gr. thymos Gemüt) ist die Wirkung einer (verdrängten) Affektion auf die Seele. Als basic instinct wird der Urtrieb zwar extern intuitiv ausgelöst, aber er aktiviert dennoch den rein inneren Vorgang. Ein von außen her berührtes Gefühl bewirkt das Schauen des existentiell Wesentlichen. Durch den Ur-Instinkt berühren sich folglich physische und metaphysische Welten. Demnach ist basic instinct also Bedingung der Möglichkeit un- bzw. übersinnlicher Erfahrung.
Allerdings ermöglicht meiner Erfahrung nach der Ur-Instinkt keine Vision, die eine nähere Beschreibung übersinnlichen Schauens ermöglichen würde. Vielmehr bleibt es bei der Initiation unmittelbaren bzw. spontanen Handelns. “Ich erfahre unmittelbar intuitiv, was im Augenblick zu tun ist und handle danach!” Ich habe das in keiner Situation pädagogischer oder auch politischer Praxis anders erlebt.
Wider alle Erwartungen lässt sich aber der basic instint bei anderen didaktisch kaum reaktivieren. Der bei Kindern noch verfügbare Ur-Instinkt erscheint bei wenig engagierten Erwachsenen kaum mehr lehrbar. Engagierten Erwachsenen dagegen gelingt das Reaktivieren allenfalls aufgrund vorbildlich überzeugender Erfolge der Kinder.
Vielleicht ist das mit der Aufforderung bei Matthäus gemeint: “Wenn Ihr nicht werdet wie die Kinder...”

18
Dez
2014

Schutzgeist

Platon beobachtet bei seinem Lehrer Sokrates, dass das Reaktivieren dieses Sinns ein Vertiefen des Wahrnehmens derart ermöglicht, dass metaphysische Ereignisse hervorscheinen. So erfährt Sokrates das Idein so, als ob ihn ein Schutzgeist begleitet. Aber dieser Schutzgeist begleitet ihn nicht nur, sondern berät ihn auch in heiklen Situationen.
In der Tat wird in der Geschichte der Philosophie das Phänomen der inneren Stimme zum ersten Mal von Sokrates beschrieben. Sokrates nennt sie ‘daimonion’. Das bedeutet Wesen und Wirkung des Göttlichen.
Nach Sokrates Auffassung wird jedem Menschen von Geburt an ein göttlicher Schutzgeist mit auf den Weg gegeben, der ihn vor Unheil bewahrt. Das erinnert an Schutzengel, deren Fest jedes Jahr am 2. Oktober gefeiert wird. Dieses christliche Fest erinnert an das Wirken der Schutzengel, welche die Menschen wie die „Dämonen“ des Sokrates in ihrem Leben begleiten und vor Schaden bewahren.
Erst wenn der Mensch diesen Schutzgeist vernachlässigt und damit den Unwillen der Götter erregt, wird das Dämonische in ihm zur Verblendung und Besessenheit.
Das sokratische Daimonion hat eine Stimme und stellt sich schützend vor die ihm Anvertrauten. Für Sokrates ist das ein klar erkennbares Faktum. Es ist so selbst-verständlich anwesend, dass dies nicht erst diskutiert zu werden braucht. Das Daimonion berät zwar, aber es trägt nicht zum Erkennen bei. Das Daimonion ist streng getrennt vom Verstand, es sagt das, was der Verstand nicht erkennen kann. Es ist nicht das sittliche Gewissen. Was Sokrates zu tun hat und was nicht, sagt ihm sein Verstand. Das Daimonion bedeutet die Stimme, die ihn warnt, sobald er gegen seine Intuition handelt.
Innere Wahrnehmungen, die sich übersinnlich gestalten und wirkliches Anwesen von hilfreichen Wesen spüren und empfinden lassen, gelten nicht als Fantasmata (eine Art Wahnvorstellungen), sondern als wirklich existierend.
Der griechische Schriftsteller Plutarch (45-120) hat das sokratische Daimonion ausführlich erörtert. Hinweise auf die Existenz eines Daimonion finden sich auch in den Schriften der römischen Autoren Seneca (4-55 n. Chr.) und Marc Aurel (121-180 n. Chr.). Augustinus deutet das Daimonion als Gewissen und legt die innere Stimme als Stimme Gottes aus. Thomas von Aquin deutet es sogar als Erkenntnisorgan der praktischen Vernunft.
“Die innere Stimme gilt je nach Ansicht den einen als Stimme der Seele, anderen als Sprache der Vernunft und wieder anderen als Ausdruck des Gewissens oder als Zuspruch des Geistes oder auch Stimme des Herzens. Mahatma Gandhi nennt die leise innere Stimme den einzigen Tyrann, den er in dieser Welt anerkennt.“ (Ausgewählte Texte, Richard Attenborough (Hrsg.))
„Du hast deine Kindheit vergessen, aus den Tiefen deiner Seele wirbt sie um dich. Sie wird dich so lange leiden machen, bis du sie erhörst.“
(Ausgewählte Texte, Richard Attenborough (Hrsg.)
Und Friedrich Nietzsche sagt zur inneren Stimme:
“Es geht geisterhaft zu, jeder Augenblick des Lebens will uns etwas sagen, aber wir wollen diese Geisterstimme nicht hören. Wir fürchten uns, wenn wir allein und stille sind, daß uns etwas in das Ohr geraunt werde, und so hassen wir die Stille und betäuben uns durch Geselligkeit.”
Friedrich Nietzsche, Werke I - Unzeitgemäße Betrachtungen)
“In dem Augenblick aber, wo uns alles verloren scheint, erreicht uns zuweilen die Stimme, die uns retten kann; man hat an alle Pforten geklopft, die auf gar nichts führen, vor der einzigen aber, durch die man eintreten kann, und die man vergeblich hundert Jahre lang hätte suchen können, steht man, ohne es zu wissen, und sie tut sich auf."
(Marcel Proust, Auf der Suche nach der verlorenen Zeit. Bde. 1-3 )
Woher die recht unterschiedlichen Namen für die innere Stimme?
“Das liegt daran, dass sich dieses Phänomen dem Wissen entzieht und allein dem Glauben offenbart. Der Glaube verfügt aber über keine eindeutigen Namen bzw. Begriffe, sondern allein über vielfältige und vieldeutige Hinweise, Zeichen oder Bezeichnungen.
Offenbarungen des Glaubens lassen ganz persönliche Deutungen zu wie beispielsweise auch das Wort Gott. Deshalb glaubt Sokrates seiner inneren Stimme, als einer göttlichen Eingebung und nennt sie deshalb auch seinen “daimonion”, also seinen persönlichen Schutzgeist, der Teil des Ichs ist.
Diese innere Stimme warnt ihn in entscheidenden Augenblicken und hielt ihn von der Ausführung einer gefährlichen Absicht ab. Sokrates versteht das Daimonion, wie bereits gesagt, als eine Gegeninstanz zum Logos, die das erkennt, was der Vernunft verborgen bleibt, und vom Falschen abrät, jedoch zu nichts rät.
Seinen Daimonion schätzt Sokrates so hoch ein, dass er ihm auch gegen seine rationale Einsicht gehorcht. Da er es auch über die Götter stellt, wurde ihm sogar vorgeworfen, es als einen neuen Gott einführen zu wollen.”
Die innere Stimme offenbart der Fantasie, der Vernunft und dem Verstand, dass sie selbst letztlich nichts Anderes ist als ein sprechendes inneres Bild ihrer ureigenen daimonia.
Aus der inneren Stimme spricht nicht nur das Selbst des Ichs, sondern zugleich auch der Logos der Natur. Und was die innere Stimme nicht auszudrücken vermag, zeigt sie dem Dritten Auge in den inneren Bildern der Vorstellungskraft.

17
Dez
2014

Mystik

Mystik geht zurück auf das altgriechische ???????? (mystikós) geheimnisvoll und nennt jene Methode des Entbergens, durch welche sich Göttliches offenbart. Mystik findet ihre Entsprechung im Mythos, der das Dasein der Menschen mit der Welt der Götter verknüpft. Im Zeitalter des Mythos werden natürliche Erscheinungen noch in Bildern und nicht etwa schon durch Begriffe dargestellt. So gelten Naturkatastrophen wie Trockenheiten oder Überschwemmungen als Folgen der den Menschen zürnenden Gaia, Göttin der Erde (???? oder ??). Pythia, eine Priesterin des Orakels von Delphi schaut wie viele Jahrhunderte später Hildegard von Bingen Wahrheit offenbarende Bilder unter Ekstase.
Platon's Auffassung nach bedarf es solch hohen Kräfteaufwands nicht, denn vernunft-begabte Lebewesen verfügen von Natur aus über einen eigenen Wahrnehmungssinn, der Offenbarungen der Wahrheit zu vernehmen vermag.
Das Reaktivieren dieses Sinns ermöglicht ein Vertiefen des Wahrnehmens derart, dass metaphysische Ereignisse hervorscheinen. Als Philosophie nutzt Metaphysik diese Möglichkeit, indem Denken das Sein des Seienden denkt. Metaphysisches Denken zeigt eine Annäherung an das Wahrnehmen qua idein durch fortschreitendes Abstrahieren.
Demzufolge lassen sich durch vorsichtiges Abstrahieren Philosophieren und kontempla­tives Meditieren einander annähern.

16
Dez
2014

Schauen => Denken

Das, was uns wesentlich antreibt, entzieht sich dem Bewusstwerden und verbirgt sich vor dem Bewusstsein. Wesentliches bleibt für das Denken unerreichbar, selbst dann, wenn es das Wesen von etwas denkt.
Der Philosoph Platon aber erfährt intuitives Empfinden des Wesentlichen als Einbilden und erlebt dies als besondere Art und Weise inneren Sehens. Er nennt dieses besondere Empfinden ἰδεῖν (idein).
Iδεῖν bedeutet (auf)spüren, was einer Erscheinung wesentlich zugrunde liegt.
Hoch wahrscheinlich hat Platon diese Art und Weise inneren Wahr-nehmens bei seinem Lehrer Sokrates entdeckt. Iδεῖν geschieht nicht nur vor allem Denken, sondern begleitet dieses auch ständig als κρίνειν (krinein) (scheiden, unter-scheiden, trennen, aussondern, auswählen, entscheiden, urteilen, richten).
„Iδεῖν“ lässt sich vom Höhlengleichnis Platons her auch bestimmen als „schauen“. „Schauen“ darf nicht mit Denken gleich gesetzt werden. Platon könnte das Verhältnis zwischen Schauen und Denken in etwa so ausdrücken:
Erst schaut die Seele, dann denkt die Vernunft.
Die Entdeckung des Iδεῖν durch Sokrates und Platon ist in Vergessenheit geraten bzw. durch das Denken zurückgedrängt worden. Iδεῖν tritt im Verlauf Abendländischer Geschichte im Mittelarbeiter zwar noch einmal als Mystik hervor, aber das Schauen der Mystiker wird philosophisch nicht genutzt, sondern religiös vereinnahmt.

15
Dez
2014

Ruf => Berufung

Bedürfnisse können sich durch die innere Stimme mitteilen. Wir lauschen dann Worten des Unbewussten, oder grübeln über Ideen, die es hervorscheinen lässt. Der Name für dieses Ereignis ist Berufung. Oft hindern Trägheit oder mangelnde Ausdauer daran, dem inneren Ruf zu folgen. Innere Zusprüche verhallen dann ungehört und entschwinden meist unwiederbringlich ins Nichts.
Die innere Stimme wird gewöhnlich durch das Gewissen, seltener durch den Verstand geweckt. Im Alltag meldet sie sich zu Wort, wenn unser Verhalten gegen eine Norm, eine Regel oder gar gegen ein Gesetz zu verstoßen droht. Durch den Verstand wird sie gewöhnlich durch eine Frage geweckt. Sie berät schöpferische Menschen, was sie schaffen können und diktiert Schriftstellern den Text, Komponisten, was sie komponieren oder Malern Motive, die sie ins Werk setzen sollen.

Künstlerisch, aber auch wissenschaftlich schaffende Menschen sind zumeist auf die innere Stimme angewiesen.

Als innerer Dialog spiegelt die innere Stimme Reflexionen des Empfindens durch Gefühle. Äußere Reize oder innere Impulse finden dabei ihren sprachlichen Ausdruck oder gestalten sich als Antizipationen oder auch Visionen.
Oft sind es spießbürgerliche Verklemmungen, Ängstlichkeiten oder ganz einfach Bequemlichkeiten, die der Wahl eines ganz persönlichen Weges entgegen stehen.

Aber einem inneren Ruf nicht zu folgen, das bedeutet oft, die eigene tragische Komödie zu inszenieren, denn Ausreden und Ausflüchte gestalten dann eine Biografie seelischer Trägheit und Mutlosigkeit.

Da die Seele lebenslang ihre gefühlte Aufgabe nicht aufgibt, werden Gründe fälschlicherweise in Erziehung, Schule und Ausbildung gesucht, um fadenscheinig zu erklären, warum man diese Herausforderung beim besten Willen nicht annehmen konnte.

So entgeht man mit selbstlügnerischem Jammern inneren Forderungen und tapst von einer Falle in die nächste.

Es ist aber nie zu früh und selten zu spät, der Mitwirkung bei einer selbstinszenierten Tragödie eine Absage zu erteilen, um sich endlich mit den noch verbliebenen Möglichkeiten auf den Weg zu machen.
Nicht selten korrigiert eine schwere Krankheit mutlos vage Orientierung radikal, und schenkt ungeahnte Kraft, noch verbliebene Zeit optimal zu nutzen.

13
Dez
2014

für wahr halten

Wir können allein das erleben, was durch Bewusstwerden zum Vorschein gelangt. Was wir auf diese Weise für uns zurechtgemacht erleben, halten wir für wahr. Die fantasievolle Verfremdung des Wirklichen bemerken wir gewöhnlich nicht.

So verführen Triebe und/oder Bedürfnisse manche Menschen dazu, Geschichten von Engeln so zu fantasieren, dass sie diese selbst erleben. Ihre Fantasie verschafft ihnen beispielsweise einen Schutzengel als täglichen Begleiter. Intensiviert sich diese Fantasie hinreichend, dann wird dieser Schutz sogar als real empfunden und Erlebnisse werden dementsprechend interpretiert. Inneres Wahrnehmen bzw. Fantasieren verselbständigt sich zu einer Art religiösen Glaubens.

12
Dez
2014

Problem des Glaubens

Das Problem des Glaubens ist das Verwechseln mit sinnlichem Wahrnehmen.

Glaube ich, was ich erlebe, oder erlebe ich, was ich glaube?

Der Gestaltpsychologe Rudolf Arnheim behauptet „Sobald wir wahrnehmen, gestalten wir auch!“

Fantasie ist das Vermögen, Wahrnehmungen so umzugestalten, dass wir uns behagen. Fantasie macht uns also unsere Wahrnehmungen für uns zurecht!

Fantasie erschwert das Unterscheiden zwischen sinnlichem und geistigem Erfassen.

Religionen machen sich diese Schwierigkeit zunutze, um Fantasien vom Leben nach dem Tod oder von Gottes Existenz anzuregen.

11
Dez
2014

Notwendigkeit zu sterben

"Ohne das Objekt
des Sterbens kann
es keine Evolution
geben"


Gerd Binnig

10
Dez
2014

Inneres Wahrnehmen

Ich glaube mir, d.h. an das, was in mir (und mit mir) geschieht. Was ich glaube, halte ich für wahr. Glauben wie sinnliches Wahrnehmen erfahre ich durch Bewusstwerden.

Was ich glaube, spiegelt sich im Bewusstsein als Vorstellung. Was ich sinnlich wahrnehme, spiegelt sich im Bewusstsein als Empfinden. Ich erfahre, was ich sehe, höre, taste, rieche, schmecke.

Was ich selbst erlebe, das nehme ich mir gewöhnlich ungefragt ab.

9
Dez
2014

Wahr nehmen

Wahr Nehmen ist im Gegensatz zum sinnlichen Wahrnehmen kein Reagieren auf äußereReize, sondern auf innere Reize bzw. Impulse. Diese Impulse werden durch jenen inneren Sinn ausgelöst, welcher seit jeher Fantasie genannt wird.

In der Regel wird Wahr Nehmen nicht bewusst, sondern für Wahrnehmen gehaltem.

Wahres oder Wahrheit ist das, wie sich uns etwas offenbart.

Die Wahrheit der Natur erfahren alle, die unvoreingenommen wahrnehmen und allein durch Beobachten begreifen.

Natürliches Denken stellt Zusammenhänge zwischen Wahrnehmungen her und bringt Beziehungen zur Sprache.

Im Gegensatz zur Philosophie fragt die Natur nicht, sondern antwortet. Antworten geben unsere Sinne: das Sehen, das Hören, das Schmecken, das Riechen, das Tasten.

Jeder Mensch ist eigensinnig; er verlässt sich auf die eigenen Sinne. Messinstrumente können die Sinne verbessern.

Die Natur definiert nicht, sondern legt durch sich selbst einsichtige Axiome offen. Natürliche Einsicht ist das Summa summarum von Beobachtungen.

Im Gegensatz zur äußeren Natur erscheint die Waheit der inneren Wahrnehmung kraft Fantasie durch Bilder. Bildgestalungen werden vor allem limbisch geregelt.

Die Rede erfahrener Seelsorger, dass Gott in Bildern spricht, inspiriert, alltägliche Ereignisse entsprechend als göttliche Fügungen zu deuten.

8
Dez
2014

Wunder

Wunder geschehen, wenn Jenseitiges Diesseits durchbricht.


Das mystische Durchbrechen der empirischen Wirklichkeit wird in der Regel durch immerwährendes Gebet und fortwährende Askese vorbereitet.


Um sich ganz dieser Vorbereitung zu widmen können, treten berufene Menschen in kontemplative Orden wie die Kartäuser oder Trappisten ein oder leben als Eremiten.
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Wolfgang F Schmid

Grundsätzliches (www.wolfgang-schmid.de)

 

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