Sehnsucht
In David erwachte das Verlangen, mehr von dem zu erfahren, was da vor sich ging. Immer mehr verspürte er ein großes Unbehagen, dass er in der Schule nicht das erfuhr, was ihn wirklich interessierte. Langeweile, nur Langeweile, nichts wie Langeweile. Das war die Zeit, als ihm der Italienerjunge Peter Corti vom Gymnasium erzählte und sagte, dass er unbedingt dorthin wollte, weil man da sehr viel lernen könne. An diesem Tag kam David nach Hause und erzählte zum Entsetzen von Betty, dass er aufs Gymnasium gehen wolle. Tante Betty rastete schier aus vor Zorn. Schließlich hatte sie für David eine Lehre in der Maggi vorgesehen. Und dafür würde doch wohl der Besuch der Hauptschule vollauf genügen. Ihr wichtigstes Argument war, David solle möglichst bald Geld verdienen. Auch Davids Vater war davon keineswegs begeistert. Zudem wollte er seiner Haushälterin nicht widersprechen. Er hatte ja selbst nur eine Lehre gemacht, um Speditionskaufmann zu werden. Mehr hatte ihm seine Mutter, eine vermögende Weingutbesitzerin ohne höhere Schulbildung, nie zugetraut. "Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm!", und so kam David auf die Hauptschule. Aber schon nach dem ersten Schultag sprach der Klassenlehrer David an, um zu erfahren, warum er in der Hauptschule angemeldet worden war. David erklärte ihm, dass er nicht aufs Gymnasiums dürfe. "Aber auf dieser Schule bist Du völlig verkehrt! Das müssen wir schnellstens ändern!"
Nachmittags bekam sein Vater Besuch von einigen Lehrern. Am nächsten Morgen wurde David von seinem Klassenlehrer Engesser in die Klasse der Mittelschule, die im selben Gebäude lag, gebracht. Einen Monat später meldete sich zum Schrecken von Davids Vater der Pfarrer wieder einmal zu einem Gespräch an. Pfarrer Sachs wollte ihn davon überzeugen, dass er seinen Jungen aufs Gymnasium schicken soll. Aber Pfarrer Sachs, der in der Stadt hohes Ansehen genoss, scheiterte am Widerstand Tante Bettys. Pfarrer Sachs erzählte David davon und versprach, nicht aufzugeben. Und so wiederholte er seine Forderung alle paar Monate. Auch das blieb ohne Erfolg. Betty Reichert verhinderte mit aller Kraft, dass David die Chance bekam, eine bessere Schule zu besuchen als ihr eigener Sohn Hugo. Als sie jedoch eines Tages eine Einladung vom Jugendamt in Händen hielt, kochte sie vor Wut. Sie empfand die Ladung als außerordentliche Zumutung. "Denen werd' ich's schon zeigen, wer hier das Sagen hat!"
Wenig später erklärte der Vater David, dass er mit ihm zum Gymnasium müsse. Er hätte eine Einladung von einem Direktor Götz, und zwar ausdrücklich ohne Frau Reichert. Eine Woche später war es dann so weit, und David führte seinen Vater zu diesem Termin beim Leiter des Gymnasiums. Nach Anmeldung bei der Sekretärin wurden die beiden in das Dienstzimmer des Direktors geführt. David durfte bei dem Gespräch dabei bleiben. Der Direktor las Davids Vater einen Bericht der Schulen vor und die Bitte des Jugendamtes, diesen durch eine Aufnahmetest zu überprüfen. Herr Götz fragte David, ob er denn unbedingt auf's Gymnasium wolle. Dann erklärte er ihm die Vorteile der Mittelschule. Zum Schluss fragte er David erneut, warum er unbedingt das Gymnasium besuchen wolle. David erklärte, dass er später wie sein Onkel Julius Arzt werden will, und dazu braucht er unbedingt das Gymnasium. Sein Onkel habe ihm das in den letzten Sommerferien während einer Visite über Land gut erklärt. Der Direktor ließ sich durch die Argumente Davids überzeugen. Dann kam er auf ein Problem zu sprechen, denn David könne nur in die Quinta und nicht in die Sexta eintreten. Die Quinta aber hat bereits ein Jahr Französisch, und ohne einen Französischtest sei die Aufnahmeprüfung nun einmal nicht gültig. Dann erklärte er, dass er mit dem Französischlehrer Dr. Wolf gesprochen und dieser einen Ausweg vorgeschlagen habe. "Also, David, Du solltest diesen Test auf jeden Fall machen." David und jetzt auch sein Vater stimmten zu. Zwei Wochen später, absolvierte David an drei Tagen den Französisch-, Mathematik- und Deutsch-Test.
==>> Rolf
Nachmittags bekam sein Vater Besuch von einigen Lehrern. Am nächsten Morgen wurde David von seinem Klassenlehrer Engesser in die Klasse der Mittelschule, die im selben Gebäude lag, gebracht. Einen Monat später meldete sich zum Schrecken von Davids Vater der Pfarrer wieder einmal zu einem Gespräch an. Pfarrer Sachs wollte ihn davon überzeugen, dass er seinen Jungen aufs Gymnasium schicken soll. Aber Pfarrer Sachs, der in der Stadt hohes Ansehen genoss, scheiterte am Widerstand Tante Bettys. Pfarrer Sachs erzählte David davon und versprach, nicht aufzugeben. Und so wiederholte er seine Forderung alle paar Monate. Auch das blieb ohne Erfolg. Betty Reichert verhinderte mit aller Kraft, dass David die Chance bekam, eine bessere Schule zu besuchen als ihr eigener Sohn Hugo. Als sie jedoch eines Tages eine Einladung vom Jugendamt in Händen hielt, kochte sie vor Wut. Sie empfand die Ladung als außerordentliche Zumutung. "Denen werd' ich's schon zeigen, wer hier das Sagen hat!"
Wenig später erklärte der Vater David, dass er mit ihm zum Gymnasium müsse. Er hätte eine Einladung von einem Direktor Götz, und zwar ausdrücklich ohne Frau Reichert. Eine Woche später war es dann so weit, und David führte seinen Vater zu diesem Termin beim Leiter des Gymnasiums. Nach Anmeldung bei der Sekretärin wurden die beiden in das Dienstzimmer des Direktors geführt. David durfte bei dem Gespräch dabei bleiben. Der Direktor las Davids Vater einen Bericht der Schulen vor und die Bitte des Jugendamtes, diesen durch eine Aufnahmetest zu überprüfen. Herr Götz fragte David, ob er denn unbedingt auf's Gymnasium wolle. Dann erklärte er ihm die Vorteile der Mittelschule. Zum Schluss fragte er David erneut, warum er unbedingt das Gymnasium besuchen wolle. David erklärte, dass er später wie sein Onkel Julius Arzt werden will, und dazu braucht er unbedingt das Gymnasium. Sein Onkel habe ihm das in den letzten Sommerferien während einer Visite über Land gut erklärt. Der Direktor ließ sich durch die Argumente Davids überzeugen. Dann kam er auf ein Problem zu sprechen, denn David könne nur in die Quinta und nicht in die Sexta eintreten. Die Quinta aber hat bereits ein Jahr Französisch, und ohne einen Französischtest sei die Aufnahmeprüfung nun einmal nicht gültig. Dann erklärte er, dass er mit dem Französischlehrer Dr. Wolf gesprochen und dieser einen Ausweg vorgeschlagen habe. "Also, David, Du solltest diesen Test auf jeden Fall machen." David und jetzt auch sein Vater stimmten zu. Zwei Wochen später, absolvierte David an drei Tagen den Französisch-, Mathematik- und Deutsch-Test.
==>> Rolf
wfschmid - 13. Juli, 05:09
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