Meditation 6
Durch Meditation wechselt der Blick vom Physischen ins Metaphysische. Meditation ist ein Einblick des wissenden Verstandes in die Welt der glaubenden Vernunft. Dieser Blick wird durch den Abstand vom Besonderen des Konkreten gewonnen. Das ist der zureichende Grund für die begonnene Bergwanderung des Meditierenden.
Indem er an Höhe gewinnt, entwickelt sich in ihm das System der Orientierung an gewussten Erfahrungen zu einem System der Orientierung an Intuitionen. Die Sinne wenden sich nach innen, und das Wahrnehmen wird zum fühlenden Spüren. Wer dennoch versucht, sich unbekannten Phänomen wissend zu nähern, wird von der inneren Stimme gestoppt.
Im Bereich des Metaphysischen verunsichern physische Erfahrungen, und das Vorankommen wird leicht zum Stolpern. So verspürte er meditierend eine innere Zusage, und er suchte dazu sogleich aus Gewonheit eine sinnlich vernehmbare Gestalt. Das aber wurde ihm durch die innere Stimme versagt. Zusätzlich erklärt sie ihm. "In der metaphysischen Welt kann man nicht alles sehen, was man hört und nicht alles hören, was man sieht!" Da er nicht sehen kann, was er doch so unmittelbar hört, gewinnt er den Eindruck, dass sich gar keine Gestalt hinter dem vulkansteinernen Felsen verbirgt, und er setzt seinen Aufstieg in Gedanken versunken fort.
Er denkt dabei an das Erlebnis des Moses, der eine Stimme in einem brennenden Dornbusch hörte. Und er konnte natürlich jenen nicht sehen, welcher zu ihm sprach und sich als Gott offenbarte.
wfschmid - 19. August, 05:30
0 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
Trackback URL:
https://wolfgangschmid.twoday.net/stories/129659793/modTrackback