4.5 (23) Staunen
Staunen ist eine Emotion aufgrund einer unerwarteten, weil vollkommen ungewöhnlichen Wahrnehmung. Das Vernommene steht im Widerspruch zu allen Erfahrungen und Verhaltensmustern. Innere Erregung fördert die Motivation, das Unbekannte zu erforschen, zu lernen, was es damit auf sich hat.
Aristoteles betrachtet das Staunen als Beginn des Philosophierens. Dieses Ereignis wird durch ein unbekanntes oder überraschendes Phänomen ausgelöst, das verwundert. Platon, der Lehrer des Aristoteles, sieht im Staunen gar den Anfang aller Philosophie schlechthin. Im Dialog Theaitetos (155) sagt er:
„Das Staunen ist die Einstellung eines Mannes, der die Weisheit wahrhaft liebt, ja es gibt keinen anderen Anfang der Philosophie als diesen.“
Als seelisches Empfinden ruft das Staunen die Vernunft auf den Plan. Die Neugier wird geweckt, und der Verstand fängt an zu suchen, indem er fragt.
Wenn sich Seele, Vernunft, Verstand harmonisieren, öffnet sich das innere Auge.
Das innere Auge öffnet sich durch Harmonie zwischen dem Fühlen der Seele, dem Wahrnehmen oder Gestalten der Vernunft und dem Denken oder Formen des Verstandes. Wenn der Verstand sich nicht einmischt, bleibt Bewusstwerden intuitiv und Erkennen vollzieht sich staunend als Glauben.
Vor allem die Fantasie bestimmt die Sehkraft des inneren Auges. Die Vernunft regelt Licht und Farbgebung. Der Verstand steuert die Trennschärfe des inneren Sehens bzw. des Sich-Vorstellens. Ohne scharfen Verstand lässt sich nichts deutlich genug visualisieren, was die Fantasie schaut.
Das Wahrnehmen des inneren Auges beginnt mit einer Vision, das ist eine Erfahrung des schauenden Geistes. Er wird aus der Tiefe der inneren Welt der Seele zur Projektion von Möglichkeiten angeregt. Die Fantasie gestaltet aus diesem Spiel erst die für die Vernunft wahrnehmbaren Bilder, und der Verstand schließlich bringt sie künstlerisch oder wissenschaftlich zur Sprache.
Das Öffnen des inneren Auges lässt sich sehr einfach bewusst machen. Wer Bilder sieht, während er Musik hört, wer die Gedanken aufnimmt, während er ein Kunstwerk betrachtet oder wer die Erfahrungen nachvollzieht, die Poesie wachruft, der erlebt inneres Wahrnehmen. Wer in einen inneren Dialog gelangt über das, was das innere Auge wahr nimmt, gewinnt an Sicherheit, geistig tatsächlich etwas geschaut zu haben.
Umgekehrt kann uns die innere Stimme auch sagen, worauf unser inneres Wahrnehmen achten soll. Oder unser Gewissen mahnt uns bei dem, was wir gerade tun und eigentlich nicht tun sollten, dass uns jemand dabei irgendwann doch einmal ertappen könnte.
Als Emotion gestaltet das Staunen künstlerisches und philosophisches Vorbewusstsein. Bilder gestalten sich in einer Art Vorhof, bevor sie bewusst werden. Innerhalb dieses Vorraums formulieren sich Gedanken, bevor sie zur Sprache kommen. Der künstlerisch Schaffende ,weiß‘ bereits, was er sagen möchte, ohne es schon in Worte fassen zu können, Bilder erscheinen gleichsam als Negative, die sich erst noch entwickeln müssen.
Dieser Vorhof künstlerischen und philosophischen Schaffens bildet die geheimnisvolle Werkstatt, in der die Wesensaussagen entstehen, die dann ins Werk gesetzt werden. Gewöhnlich handelt es sich um unbekannte Innenbilder, welche die Seele dort entdeckt. In diesen Innenbildern offenbart die Seele Geheimnisse, die sie unter Umständen bis dahin noch streng gehütet hatte. Insofern gerät die Seele dann ins Staunen über sich selbst.
Solch‘ Erstaunliches gewinnt allmählich so an Bedeutung, dass es in die Öffentlichkeit drängt. Also wird das staunende Schauen ins Werk gesetzt.
Der Antrieb dieser inneren Bewegung ist der natürliche Trieb des Selbst, sich im Ich einzurichten. Das Phänomen dieser Motivation ist das sichere Zeichen künstlerischer und philosophischer Begabung.
Aristoteles betrachtet das Staunen als Beginn des Philosophierens. Dieses Ereignis wird durch ein unbekanntes oder überraschendes Phänomen ausgelöst, das verwundert. Platon, der Lehrer des Aristoteles, sieht im Staunen gar den Anfang aller Philosophie schlechthin. Im Dialog Theaitetos (155) sagt er:
„Das Staunen ist die Einstellung eines Mannes, der die Weisheit wahrhaft liebt, ja es gibt keinen anderen Anfang der Philosophie als diesen.“
Als seelisches Empfinden ruft das Staunen die Vernunft auf den Plan. Die Neugier wird geweckt, und der Verstand fängt an zu suchen, indem er fragt.
Wenn sich Seele, Vernunft, Verstand harmonisieren, öffnet sich das innere Auge.
Das innere Auge öffnet sich durch Harmonie zwischen dem Fühlen der Seele, dem Wahrnehmen oder Gestalten der Vernunft und dem Denken oder Formen des Verstandes. Wenn der Verstand sich nicht einmischt, bleibt Bewusstwerden intuitiv und Erkennen vollzieht sich staunend als Glauben.
Vor allem die Fantasie bestimmt die Sehkraft des inneren Auges. Die Vernunft regelt Licht und Farbgebung. Der Verstand steuert die Trennschärfe des inneren Sehens bzw. des Sich-Vorstellens. Ohne scharfen Verstand lässt sich nichts deutlich genug visualisieren, was die Fantasie schaut.
Das Wahrnehmen des inneren Auges beginnt mit einer Vision, das ist eine Erfahrung des schauenden Geistes. Er wird aus der Tiefe der inneren Welt der Seele zur Projektion von Möglichkeiten angeregt. Die Fantasie gestaltet aus diesem Spiel erst die für die Vernunft wahrnehmbaren Bilder, und der Verstand schließlich bringt sie künstlerisch oder wissenschaftlich zur Sprache.
Das Öffnen des inneren Auges lässt sich sehr einfach bewusst machen. Wer Bilder sieht, während er Musik hört, wer die Gedanken aufnimmt, während er ein Kunstwerk betrachtet oder wer die Erfahrungen nachvollzieht, die Poesie wachruft, der erlebt inneres Wahrnehmen. Wer in einen inneren Dialog gelangt über das, was das innere Auge wahr nimmt, gewinnt an Sicherheit, geistig tatsächlich etwas geschaut zu haben.
Umgekehrt kann uns die innere Stimme auch sagen, worauf unser inneres Wahrnehmen achten soll. Oder unser Gewissen mahnt uns bei dem, was wir gerade tun und eigentlich nicht tun sollten, dass uns jemand dabei irgendwann doch einmal ertappen könnte.
Als Emotion gestaltet das Staunen künstlerisches und philosophisches Vorbewusstsein. Bilder gestalten sich in einer Art Vorhof, bevor sie bewusst werden. Innerhalb dieses Vorraums formulieren sich Gedanken, bevor sie zur Sprache kommen. Der künstlerisch Schaffende ,weiß‘ bereits, was er sagen möchte, ohne es schon in Worte fassen zu können, Bilder erscheinen gleichsam als Negative, die sich erst noch entwickeln müssen.
Dieser Vorhof künstlerischen und philosophischen Schaffens bildet die geheimnisvolle Werkstatt, in der die Wesensaussagen entstehen, die dann ins Werk gesetzt werden. Gewöhnlich handelt es sich um unbekannte Innenbilder, welche die Seele dort entdeckt. In diesen Innenbildern offenbart die Seele Geheimnisse, die sie unter Umständen bis dahin noch streng gehütet hatte. Insofern gerät die Seele dann ins Staunen über sich selbst.
Solch‘ Erstaunliches gewinnt allmählich so an Bedeutung, dass es in die Öffentlichkeit drängt. Also wird das staunende Schauen ins Werk gesetzt.
Der Antrieb dieser inneren Bewegung ist der natürliche Trieb des Selbst, sich im Ich einzurichten. Das Phänomen dieser Motivation ist das sichere Zeichen künstlerischer und philosophischer Begabung.
wfschmid - 5. Oktober, 04:50
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