Die Entdeckung des Aristoteles
Die Subjektivität kann eine ihr angelegte zwangsläufig angelegte Isolation erst dann und nur dann verhindern, wenn sie sich gleichsam überwindet, indem sie zunächst Intersubjektivität und dann Allgemeingültigkeit anstrebt. Wenn nämlich verschiedene Meinungen nicht koordiniert werden, dann gelingt es niemals zur einer gemeinsamen, intersubjektiven Ansicht zu gelangen. Aristoteles, dem das Phänomen der Subjektivität zwar nicht dem Namen, aber der Sache nach keineswegs unvertraut ist, entdeckt Möglichkeiten zur Überwindung der intersubjektiv bedingten Unsicherheit. Aristoteles betritt damit keineswegs Neuland, sondern greift auf Erfahrungen von Heraklit, Sokrates und Platon zurück. Er stimmt Heraklit zu, dass angesichts der ständigen Veränderung in der Natur zwar nichts Bestand hat, dass aber trotz aller Veränderung unveränderliche wesentliche Eigenschaften existieren. Platon, der Lehrer des Aristoteles, nennt das Beständige in allem Wandel "Idee". Gleichgültig, welche Menschen gerade heranwachsen oder wegsterben, die Idee des Menschseins bleibt davon unberührt. Und bei aller unterschiedlichen Gestaltung eines Dreiecks bleibt die Idee, also das, was ein Dreieck als solches ist, erhalten. Aristoteles sieht in dieser Tatsache eine Möglichkeit diese Sicherheit auf das Denken zu übertragen. Der höchste Sicherheitsgrad bestünde natürlich in einer Gesetzgebung, der alle zustimmen können. Solche Gesetze des Denkens entdeckt Aristoteles in jenen Phänomen, welche er Axiome nennt.
wfschmid - 9. Mai, 09:05
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