An den Grenzen des Logos
Das Überschreiten der logischen Grenzen bedeutet, gewohnte Ordnungen zu verlassen und herkömmliche Orientierungsmöglichkeiten aufzugeben. Grenzüberschreitungen sind in der Philosophie mehrfach geschehen. Wie gesagt, Platon vergibt dafür sogar einen Namen, nämlich „idein“ (ιδειν). Diese Idee wird allerdings philosophisch als nicht sehr befriedigend empfunden und so auch nicht weitergeführt. Man akzeptiert zwar bis hin zu Martin Heidegger die Existenz des inneren Lichts, aber begnügt sich damit, dieses als Lohn der Einsicht, der das Denken sogar zu einem Fest werden lässt, zu erfahren.
Aristoteles, der Schüler Platons, versucht einer möglichen Verwirrung durch mythische Irrlichter vorzubeugen, indem er feste Grenzmarken errichtet. Axiome sollen verhindern, festen Boden zu verlieren. Aber ausgerechnet Axiome leben von purer Glaubwürdigkeit. Sie erscheinen so glaubwürdig, dass man sie einfach lieb haben muss. Dass Aristoteles damit die Grenzen jeglicher Vernunft überschreitet, überspielt er mit einer weiteren genialen Installation, der er den Namen „Sein“ gibt.
Aber durch das Sein als Wesen alles Seienden verstrickt er sich noch tiefer in den schönen Schein des Ausserirdischen. Noch zwei Jahrtausend später feiert ihn Martin Heidegger für diese seine künstlerische Leistung. Aber Heidegger hat sehr wohl noch das Geschrei Zarathustras in den Ohren. Das wirkt wie ein Tinnitus und lässt ihn nicht nur nicht in Ruhe, sondern er wird dadurch sogar so stark abgelenkt, dass er auf dem metaphysischen Weg ins Stolpern gerät. Dieser Weg entpuppt sich als Holzweg, der in den Rückgang der Metaphysik in ihren eigenen Grund führt. Das ist nichts Anderes als die philosophisch verbrämte Umschreibung einer Kapitulation.
Ganz anders Immanuel Kant, der sich das tradierte Denken anschaut und dessen Herkunft von vornherein als Gegebenheit a priori betrachtet. Kant ist dabei sehr wohl klar, dass er, die Vernunft kritisierend und in ihre Schranken weisend, die Grenzen des Logos überschreitet, um sich auf die Intuition zu verlassen. Kant zeigt die Grenzen der Vernunft auf und vor allem deren Bezug auf Systeme vor allem Bewusstwerden. Kant bewegt das Sein aus dem Zugriffsbereich der Vernunft in den Bezirk vor aller Erfahrung. Damit schafft er eine Grundlegung der Physik, die über jeden Zweifel erhaben ist.
wfschmid - 21. Mai, 05:40
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