Nur Vermutungen?
Aesthe ist froh, dass ihr das Wochenende Zeit schenkt, um über das merkwürdige Geschehen nachzudenken. Sie beschäftigt sich mit dem Phänomen der Parallelwelt. Sie ist offen genug, zu erwägen, ob sich der Fall, mit dem sie sich beschäftigt, nicht in einer Art Paralleluniversum abspielen könnte. Sie überlegt aber auch, ob ihr möglicherweise ihre Vorliebe für Science-Fiktion einen Streich spielen könnnte.
Sie erinnert sich an das Gespräch mit der Parapsychologin aus dem Institut für Grenzgebiete. Um sich abzulenken, beschließt sie, erst einmal zum Wochenmarkt zu gehen, um dort Spargel und Erdbeeren zu kaufen. Dort trifft sie an einem der Gemüsestände ihre neue Assistentin Hekate Nekromans. Die sehr attraktive junge, sehr intelligente Frau, eine gebürtige Athenerin, gefällt Aesthe sehr und sie ist froh, sie als ihre Assistentin genommen zu haben. Hekate ist ebenso überrascht, als sie Aesthe erblickt und begrüßt sie freudig mit einem Lauchbündel, das sie nicht loslassen kann. „Ach, Porree könnte ich auch mitnehmen!“, sagt Aesthe. „Freue mich, Sie zu treffen. Was für eine nette Überraschung!“, erwidert Hekate. Aesthe drückt durch ihr offenes Lachen aus, dass sie genau so empfindet.
Wenig später sitzen die beiden Frauen bei Kaffee und Zigaretten in einem Cafe am Rande des Marktplatzes. Die Uhr des Rathausturmes gegenüber zeigt, dass es erst 10 Uhr ist. „Den Fall, an dem Sie gerade arbeiten, finde ich ja sehr spannend!“, schwärmt Hekate und setzt dann fort: „In der Akte finde ich ja alles genau beschrieben!“ Aesthe fragt Hekate nach ihrer Einschätzung. „Es leuchtet mir ein, was der Abt in seiner Anzeige gegen Unbekannt beschreibt, und ich verstehe auch, dass nur Mönche eines beschaulichen Ordens so etwas überhaupt entdecken können. Ich meine aber, dass die Fakten, mit denen er das Vergehen belegt, nicht ausreichen, weil er letzlich nur Vermutungen anstellt. Kurzum denke ich, dass uns Beweise für so etwas fehlen!“
„Nach dem, was ich weiß, wären hierfür Langzeitstudien erforderlich, da sich die Auswirkungen dieser geistigen Misshandlungen ja erst im Erwachsenenalter bemerkbar machen!“
„Warum lässt sich hier denn nicht so verfahren wie bei köperlichen Misshandlungen, bei denen man sich ja auch lediglich auf Symptome stützt?“, fragt Hekate.
„Das würde voraussetzen, dass geistige Misshandlungen überhaupt unmittelbar fassbare Symptome zeigen! Das ist aber meines Wissens nicht der Fall. Jedenfalls werde ich doch vorsichtshalber darüber noch ein Gespräch mit dem Abt, gemeinsam mit der Leiterin des Instituts für Grenzgebiete haben. Wenn Sie Interesse haben, mitzukommen, nehme ich Sie sehr gerne mit.“
„Das können Sie sich doch denken, dass mich das sehr interessiert!“, betont Hekate.
„Gut, dann kommen Sie gerne mit!“
wfschmid - 27. Mai, 06:20
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