Die Novizin
Mona
Den Ruf der Utopie verspürt die Seele zwar als inneren Antrieb, aber Hemmungen oder Blockaden hindern sie oft, ihrer inneren Berufung zu folgen.
Im Film „Die Novizin“ von Anno Saul (2002) wird der Konflikt zwischen dem Drängen der Seele und dem Verharren des Verstandes überzeugend dargestellt.
Durch Zufall lernt die junge Jurastudentin Mona (Kathrin Kühnelt) die religiöse Welt der Benedektinerinnen kennen und fühlt sich davon angezogen, obgleich sie mit „Gott“ kaum etwas anzufangen weiß. Trotz starker innerer Kämpfe folgt sie ihrem Ruf, verlässt Freund, Familie und tritt dem Orden der Benediktinerinnen bei.
Gegen die Missgunst einiger Schwestern entscheidet sie sich nach innerlich heftig durchkämpftem Postulat für das Noviziat.
Noviziat (von lateinisch noviter, neu) bezeichnet die Zeit der Ausbildung eines Novizen oder einer Novizin. In dieser Zeit wird der Novize durch den Orden geprüft, ob er dazu berufen ist, die Ordensgelübde (in der Regel die drei evangelischen Räte Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam) zu halten und die Fähigkeit und Neigung hat, im Orden und der konkreten Gemeinschaft zu leben.
Umgekehrt soll der Novize sich selbst prüfen und den Orden möglichst gut kennenlernen, um eine vor Gott, vor dem eigenen Gewissen und vor den Oberen verantwortete Entscheidung für oder auch gegen die Profess, d.i. das öffentliche Ablegen des Ordensgelübdes, zu treffen.
Trotz starker Widerstände der Eltern, ihres Freundes und trotz der Affäre von Pfarrer Martin mit ihrer Adoptivschwester ist Mona nicht davon abzuhalten, ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen, und das obwohl sie gleichzeitig erkennt, dass auch ein Kloster keine Insel des Glücks ist.
„Novizin“, das ist das spannende Porträt eines Menschen auf der Suche nach innerer Orientierung seiner Seele.
Allzu oft sind es aber auch spießbürgerliche Verklemmungen, Ängstlichkeiten oder ganz einfach Bequemlichkeiten, die der Wahl eines solchen Weges entgegen stehen.
Aber einem inneren Ruf nicht zu folgen, das bedeutet oft, die eigene tragische Komödie zu inszenieren, denn Ausreden und Ausflüchte gestalten dann eine Biografie seelischer Trägheit und Mutlosigkeit.
Da die Seele lebenslang ihre gefühlte Aufgabe nicht aufgibt, werden Gründe fälschlicherweise in Erziehung, Schule und Ausbildung gesucht, um fadenscheinig zu erklären, warum man diese Herausforderung beim besten Willen nicht annehmen konnte.
So entgeht man mit selbstlügnerischem Jammern inneren Forderungen und tapst von einer Falle in die nächste.
Es ist aber nie zu früh und selten zu spät, der Mitwirkung bei einer selbstinszenierten Tragödie eine Absage zu erteilen, um sich endlich mit den noch verbliebenen Möglichkeiten auf den Weg zu machen.
Der Film
wfschmid - 28. Oktober, 13:30
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