Unilogo

7
Jun
2011

Offenbarung

 
Die Kommissarin ist froh, dass sich ihr Verdacht nicht bestätigt. Nur gut, dass sie so ausführlich mit Frederic über Meditation gesprochen hat. Im Nachhinein ist ihr ihre insgeheime Vermutung ziemlich peinlich. Sie hat allerdings auch keinerlei Schwierigkeiten, sich einzugestehen, dass sie viel zu wenig Ahnung von dem hat, was sich jenseits der Wahrnehmung abspielt. Für sie ist es ungewohnt, zu bedenken, dass die Welt hinter dem Horizont der Wahrnehmung ein besonderes Sehen verlangt, um erfasst werden zu können. Was sie jedoch empfindlich stört, das ist, dass sich das alles nicht so beweisen lässt wie sie es gewohnt ist.

Ihr Nachdenken wird jäh durch die Haustürklingel unterbrochen. Aesthe Logkat ist völlig überrascht, dass sie ihre Freundin gerade jetzt besucht. Als ob sie es ahnt. Luise ist Philosophin und zugleich Hirnforscherin. Ab und zu besucht Aesthe Luise’s Vorlesungen über transzendale Physik. Es ist bereits das zweite Semester, in dem diese Vorlesungsreihe läuft.

„Luise, Du kommst wie gerufen! Ich habe nämlich einige Fragen zu Phänomenen, die mich sehr interessieren. Aber sage mir zuerst, was ich Dir anbieten kann.“

„Lass uns in die Küche gehen und nachsehen, was da ist. Ich komme nämlich fast um vor Hunger!“

Gesagt getan. Die beiden Frauen, die sich schon seit Jahren kennen, beginnen ihr Gespräch während sie Spaghetti zum Abendessen kochen. Aesthe fragt Luise danach, wie es eigentlich mit Beweisen in der tranzendalen Physik stehe.
Während Luise die Tomatensoße aus der Tüte zubereitet, erkärt sie, dass es genau so ist wie das, was sie gerade macht. „Auf der Tüte steht ‚Tomatensoße’, und ich schütte den Inhalt in den Topf, um diese Soße herzustellen. Die Herstellung ist der Beweis, dass zutrifft, was auf der Tüte steht, vorausgesetzt, ich halte mich an die Anweisungen!

Die Aufschrift auf der Tüte entspricht der Beschreibung bzw. der Definition eines physikalischen Phänomens, und der Herstellung entsprechen die Experimente, durch die das beschriebene Phänomen nachgewiesen wird!“

„Ja schon, aber was zeichnet ein Experiment in der transzendentalen Physik aus?“

„Transcendere bedeutet ‚übersteigen’. Transzendenz, also Überschreitung, bezieht sich auf Objekte, welche die empirische Zugänglichkeit überschreien und nicht mehr durch bestimmte Darstellungsweisen repräsentiert werden können! Die transzendente Physik schiebt aber diese Grenzen noch weiter hinaus, indem sie metaphysische Methoden benutzt.“

„Könntest Du mir ein solches Experiment einmal zeigen?“

„Aesthe, warum interessierst Du Dich dafür?“

„Ich habe es mit einem Objekt zu tun, das sich angeblich nicht nachweisen lässt!“

„Hast Du an den Tropfen Öl ins Nudelwasser gedacht?“, fragt Luise. Nachdem Aesthe nickt, fragt sie: „Um welches Objekt handelt es sich?“

„Es geht um einen sogenannten Hirnvirus, ein Fehler, der im Gehirn durch Deformation verursacht wird, also durch verwirrende Information!“

„Aber das ist doch kein transzendentales Objekt! So etwas lässt sich doch empirisch nachweisen!“

„Nein, das ist leider komplizierter, weil es um dadurch ausgelöste längerfristige Verblödung geht!“

„Hast Su denn Fälle oder Beweise solcher Verblödung?“

„Fälle habe ich viele, aber leider keine einzigen Beweise!“

Fortsetzung dieser Geschichte ab morgen unter naturalgebra.com
 

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