Nachbildung
Vor lauter Vorbilder werden Nachbilder kaum beachtet. Es sind die frühen Ereignisse der Kindheit, die als Nachbilder in uns wirksam bleiben. Diese Nachbilder prägen uns sehr viel stärker als Vorbilder. Wahrscheinlich sind es innere Empfänger, die uns für Schwingungen bestimmter Vorbilder nicht nur empfindlich machen, sondern auch als Sender diese wiederum für das, was wir für sie zugleich ausstrahlen. Vereinsamt, allein auf sich gestellt sein versteinert entweder eine Seele oder verflüchtigt sie. Beide Seiten dieser Alternative sind mit großen Gefahren verbunden. Beiden Seiten ist wohl eine fortschreitende Gefühllosigkeit gemeinsam. Für ein Kind gibt es da wahrscheinlich nur eine Möglichkeit der Flucht. Es muss möglichst schnell für sich eine Traumwelt finden, die es aufnimmt und vor der Tageswelt schützt. Das ist dann jene Zeit, in welcher sich die kindliche Entwicklung sehr leicht in einer Art Autismus verfängt. Jedenfalls zeige ich mit hoher Wahrscheinlichkeit als Neun- oder Zehnjähriger autistische Züge. Das hilft mir wiederum, wenn ich aus Strafe Stunden im Kohlen- oder Holzkeller oder im Bad verbringen muss. Das autistische Kind widersetzt sich frühester Isolation, indem es ganz in sich gekehrt ruht. Da es sich selbst aus sich selbst versorgt, widersetzt es sich einer Fürsorge von außen. Diese Art von Selbstversorgung verdichtet sich in mir zum Kern existentieller Gestaltung. Das bringt eine sehr geringe Bereitschaft mit sich, von Anderen etwas anzunehmen. Ich lerne sehr schnell, dass dies in der Schule gekonntes Widersprechen bedeutet.
wfschmid - 7. Dezember, 04:00
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